
Zu viel Optimismus ist nicht gut für die Börse. Nach der jahrelangen Kursrallye sehen viele Anleger kaum noch Grund zur Vorsicht. Entsprechend tief steht der sogenannte VDax, der die Nervosität des deutschen Aktienmarktes misst. Doch wenn Anleger leichtsinnig werden, sind Kursrückschläge meist nicht fern. Finanztest sagt, warum Anleger diesen Indikator ernst nehmen und was sie in der aktuellen Börsenlage beachten sollten.
„The trend is your friend“
Solange Aktien billig sind, will sie keiner haben. Sind sie teuer, gehen sie weg wie warme Semmeln. Das ist etwas polemisch formuliert, aber Anleger kaufen Aktien tatsächlich am liebsten, wenn die Kurse weit oben sind. Sie halten sich an die abgegriffene Börsenregel „The trend is your friend“, deutsch: Der Trend ist dein Freund.
Tipp: Der Produktfinder Investmentfonds enthält die wichtigsten Fondsgruppen für ein gut strukturiertes Depot. Unser Special Langfristig anlegen: Vernünftig oder verrückt? erklärt, wie die Kapitalmärkte funktionieren und wie Sie auf lange Sicht davon profitieren können.
Getrübter Blick für Risiken
Ob eine Aktie im Wortsinn teuer oder billig ist, lässt sich an ihrem Börsenkurs gar nicht erkennen. Entscheidend ist vielmehr, wie das Unternehmen wirtschaftlich dasteht, wie viel es verdient, wie seine Marktstellung und seine Perspektiven sind. Wenn ein Konzern Jahr für Jahr seine Gewinne stark erhöht, ist es nur folgerichtig, dass der Aktienkurs nach oben klettert. Doch ein Aufwärtstrend an der Börse kann auch zum Feind des Anlegers werden. Die Gefahr besteht, wenn zu viele zu leichtsinnig werden. Sogenannte Volatilitätsindizes messen die Kursschwankungen und damit die Nervosität von Aktienmärkten. Ende November erreichte der deutsche Volatilitätsindex VDax das niedrigste Niveau seit Jahren. Anleger fühlen sich also sehr sicher und verlieren Risiken aus dem Blick. In der Vergangenheit war das oft fatal.
Gegen Katastrophen sind die Börsen nicht gefeit
Im Herbst 2008 schoss der VDax auf Rekordhöhe, als Anlegern das ganze Ausmaß der Finanzkrise klar wurde. Im März 2011 katapultierte die Reaktorkatastrophe von Fukushima den VDax nach oben und ließ die Aktienkurse kurzzeitig einbrechen. Gegen Wirtschafts- und Umweltkatastrophen sind die Börsen auch heute nicht gefeit. Für kleinere Turbulenzen könnte schon der Sinneswandel eines Notenbankchefs ausreichen. Wenn etwa die Flut billigen Geldes gedrosselt würde, wäre ein Ende der Hochstimmung an den Märkten programmiert.
Depotinventur zum Jahresende
Was können Anleger in dieser Situation tun? Fonds- und Aktienbesitzer sollten prüfen, ob die Anteile ihrer sicheren und riskanten Geldanlagen nach den kräftigen Kurssteigerungen der vergangenen Monate noch zu ihrem Risikoprofil passen. Wenn nicht, sollten sie abwägen, ob sie das alte Verhältnis wiederherstellen oder bewusst das Risiko eines gestiegenen Aktienanteils tragen. Neueinsteiger tun gut daran, größere Beträge nicht auf einen Schlag anzulegen, sondern die Anlagesumme auf vielleicht vier oder sechs Zeitpunkte mit mehreren Monaten Abstand zu verteilen.
Unser Rat
- Risiko. Lassen Sie sich durch die Rallye an den Aktienmärkten nicht zu höheren Risiken verleiten, als Sie sonst eingehen. Investieren Sie nur Geld in Aktien oder Aktienfonds, das Sie langfristig entbehren können.
- Auswahl. Meiden Sie Fonds, die auf aktuelle Trends setzen. Wählen Sie stattdessen Fonds mit sehr breiter Streuung, zum Beispiel Indexfonds auf den Weltaktienindex MSCI World (siehe Fondstest).