Für Aktiensparer, die erst kürzlich in den Markt eingestiegen sind, ist es ein Albtraum: Kaum sind sie drin, geht es abwärts. Im Boomjahr 2015 haben viele Anleger – der Minizinsen überdrüssig – den Mut gefasst und sind neu in Aktienfonds eingestiegen. Viele test.de-Leser haben Pantoffel-Portfolios angelegt. Nur wenige Monate später liegen sie im Minus. Was tun? Alles wieder verkaufen? Zurück zum Tagesgeld, trotz niedriger Zinsen? test.de gibt Tipps.
Fehlstart ins Aktienjahr 2016
Am 4. Januar, nur etwas mehr als einen Monat ist es her, da eröffnete der Dax noch bei einem Stand von 10 485 Punkten. Drei Tage später schloss er erstmals unter 10 000 Punkten. Am 8. Februar, dem Rosenmontag, durchbrach der Dax dann auch die 9 000-Punkte-Marke. Von seinem schwärzesten Jahresauftakt war die Rede, einem Ausverkauf der Märkte, einem Fiasko gar. Als Gründe für den Crash führten die Experten unter anderem die Turbulenzen in China und den niedrigen Ölpreis an, auch die Konjunktur in den USA bereitet manchen Sorgen.
Neues Vertrauen in die Märkte – oder auch nicht
„Das Vertrauen in die Aktie kehrt 2015 zurück“, verkündete das Deutsche Aktieninstitut (DAI) Anfang Februar. Die Zahl der Aktienbesitzer steigt um mehr als eine halbe Million – das entspricht einem Anstieg um knapp 7 Prozent. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus interessierten sich offenbar mehr Anleger für renditestärkere Anlageformen, heißt es. Der Fehlstart an den Börsen hat das Vertrauen womöglich schon wieder erschüttert. Als „eine wichtige Prüfung“ für die Entwicklung der Aktionärszahlen und die Wahrnehmung der Aktienanlage bezeichnet das DAI den Kurseinbruch denn auch. Neun Millionen Deutsche besitzen entweder Aktienfonds, einzelne Aktien oder beides zusammen. 2007, kurz vor Beginn der Finanzkrise, waren es noch mehr als 10 Millionen gewesen.
Tipp: Bei Börsencrashs nicht die Nerven verlieren! Das ist leicht gesagt, aber es lohnt sich. In den meisten Fällen erholen sich die Börsen vergleichsweise schnell wieder. Wer seine Aktien und Fonds dann ausgerechnet zu den miesesten Kursen verkauft hat, ärgert sich hinterher.
Pantoffel-Portfolio ins Minus gerutscht
Ein test.de-Leser hat uns geschrieben: Im Herbst hat er sich ein Pantoffel-Portfolio gebaut. Eine Hälfte seines Geldes hat er in einen Aktienfonds Welt gesteckt, die andere Hälfte in einen Euro-Staatsanleihenfonds. Nach dem miesen Jahresauftakt hat er schon einiges verloren und zweifelt jetzt an seiner Anlageentscheidung. Eines vorweg: Bei einem Pantoffel-Portfolio handelt es sich um eine Geldanlage, die auf zumindest sieben, besser zehn Jahre ausgerichtet ist Details auf der Themenseite Pantoffel-Portfolio. Es ist ausgesprochen ärgerlich, wenn es kurz nach dem Einstieg ins Minus rutscht – allerdings sollten Anleger ihre auf lange Sicht getroffene Entscheidung dennoch nicht in Zweifel ziehen. Wichtig ist, dass sie die ursprünglich geplante Aufteilung von Aktien- und Rentenfonds nicht aus den Augen verlieren.
test.de-Rechner hilft beim Umschichten
Wer wie der test.de-Leser sein Depot zu je 50 Prozent aus Aktien- und Rentenfonds aufgebaut hat, muss umschichten, wenn sein Aktienanteil 40 Prozent des Depotwerts unterschreitet. Zur Veranschaulichung ein paar Beispiele: Ein Anleger investiert 5 000 Euro und kauft für 2 500 Euro Aktienfonds und für den gleichen Betrag Rentenfonds.
- Fall 1. Der Aktienfonds verliert 10 Prozent und fällt auf 2 250 Euro, der Rentenfonds bleibt bei 2 500 Euro. Das Depot insgesamt ist jetzt noch 4 750 Euro wert. Damit beträgt der Aktienfondsanteil noch 47 Prozent. Umschichten ist nicht notwendig.
- Fall 2. Der Aktienfonds fällt auf 2 250 Euro, der Rentenfonds steigt um 5 Prozent auf 2 625 Euro. Der Depotwert beträgt 4 875 Euro, der Anteil des Aktienfonds somit noch 46 Prozent. Umschichten ist nicht notwendig.
- Fall 3. Der Aktienfonds verliert 40 Prozent und fällt auf 1 500 Euro, der Rentenfonds bleibt bei 2 500 Euro. Der Depotwert sinkt auf 4 000 Euro. Nun beträgt der Aktienanteil noch 37,5 Prozent. Jetzt ist Zeit zum Umschichten! Um wieder zu einer hälftigen Aufteilung zu gelangen, verkaufen Anleger Rentenfondsanteile im Wert von 500 Euro und kaufen dafür Aktienfondsanteile für 500 Euro. Jetzt sind je 2 000 Euro im Aktien- und im Rentenfonds. Falls sie zufällig noch ein paar Ersparnisse zur Verfügung haben, können die Pantoffel-Anleger auch für 1 000 Euro Aktienfondsanteile nachkaufen.
Tipp: Beim defensiven Pantoffel-Portfolio beträgt der Aktienanteil normalerweise 25 Prozent und sollte nicht unter 20 Prozent rutschen. Das offensive Portfolio hat einen Anteil von 75 Prozent Aktienfonds. Hier wird umgeschichtet, wenn der Rentenfondsanteil von ursprünglich 25 Prozent auf mehr als 30 Prozent steigt und entsprechend der Aktienfonds weniger als 70 Prozent des Gesamtdepots ausmacht. Wenn Sie Hilfe beim Rechnen brauchen, dann nutzen Sie den Portfolio-Rechner.
Zurzeit noch kein Handlungsbedarf
Die Experten von Finanztest haben anlässlich des Crashs an der Börse nachgerechnet, ob Pantoffel-Anleger jetzt schon umschichten müssten. Sie haben dazu beispielhaft vier Einstiegszeitpunkte angenommen und ausgerechnet, wie die verschiedenen Welt-Pantoffel-Portfolios zum 31. Januar 2016 aufgestellt waren.
- Einstieg am 31. Dezember 2014. Alle drei Varianten des Welt-Pantoffel-Portfolios liegen zum Stichtag 31. Januar im Plus. Der Aktienmarkt ist um 4,8 Prozent gestiegen, der Rentenmarkt um 3,6 Prozent.
- Einstieg am 31. März 2015. Der Aktienmarkt ist in diesem Zeitraum am stärksten eingebrochen: knapp 10 Prozent minus. Auch der Rentenmarkt liegt leicht mit 0,6 Prozent im Verlust. Die Pantoffel-Portfolios müssen trotzdem nicht umgeschichtet werden. Bei der ausgewogenen Variante liegt der Aktienanteil noch bei rund 48 Prozent. Selbst bei der offensiven Variante sind die Gewichtungen noch im Lot: der Aktienanteil liegt noch bei rund 77 Prozent.
- Einstieg am 30. Juni 2015. Das defensive Portfolio ist im Plus, die offensive und die ausgewogene Pantoffel liegen leicht im Minus. Umschichten ist nicht notwendig.
- Einstieg am 30. September 2015. Alle Pantoffel-Varianten liegen im Plus.
Sicherheitsbaustein Rentenfonds hat sich bewährt
Immer wieder wundern sich test.de-Leser, warum die Finanztest-Experten ausgerechnet in der Niedrigzinsphase Rentenfonds als Sicherheitsbaustein empfehlen. Die Entwicklung des Pantoffel-Portfolios vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015 zeigt, dass das gut funktionieren kann: Als die Aktienmärkte die ersten Kursverluste verzeichneten, stiegen gleichzeitig die Rentenfonds. Vom 30. Juni 2015 bis 31. Januar 2016 legten die Rentenmärkte – gemessen an einem Index für Staatsanleihen aus Euroland – um 5 Prozent zu. Grund für die Kursgewinne der Rentenfonds: Viele Investoren kehrten den Aktienmärkten den Rücken und wandten sich statt dessen den sicheren Anleihen zu. Dieses Plus von 5 Prozent konnte die gleichzeitigen Aktienmarktverluste von 6,2 Prozent fast ausgleichen. Pantoffel-Anleger, die ihr Portfolio aus Aktienfonds und Rentenfonds bestückt haben, liegen daher nur leicht in den roten Zahlen. Wer für den Sicherheitsbaustein jedoch Tagesgeld statt Rentenfonds gewählt hat, hat einen deutlich kleineren Sicherheitspuffer gehabt – und daher auch höhere Verluste gemacht.
Tipp: Mehr zum Aufbau der Pantoffel-Portfolios finden Sie unter Geldanlage für Bequeme: Das Pantoffel-Portfolio.