Selbst risikoscheue Anleger kommen inzwischen ins Grübeln: Mit sicheren Zinsanlagen ist so wenig zu holen, dass zumindest ein kleiner Anteil Aktienfonds als Gebot der Vernunft erscheint – zumal die Börsen zurzeit scheinbar nur eine Richtung kennen: nach oben. Doch wie finden Anfänger den richtigen Fonds? Wie lassen sich Verluste vermeiden? test.de gibt Tipps.
Rekordjagd weckt gemischte Gefühle
Von 9 800 auf 11 330 Punkten in 57 Tagen. Das ist der fulminante Jahresstart des deutschen Aktienindexes Dax. Gleichzeitig sanken die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen von 0,5 auf 0,3 Prozent pro Jahr. Auch für Tagesgeld gibt es kaum noch Zinsen. Das bringt die sicherheitsliebenden Deutschen zum Nachdenken. Sollten sie nicht doch Aktienfonds kaufen? Die aktuellen Dax-Rekorde wecken bei vielen allerdings gemischte Gefühle. Zahlreiche Anleger haben mit Aktienfonds schlechte Erfahrungen gemacht.
Von schlechten Erfahrungen geprägt
Im Börsenboom um die Jahrtausendwende ließen sich sogar chronische Aktienmuffel aufs Börsenparkett locken – mit oft fatalen Folgen. Die „Volksaktie“ der Deutschen Telekom brachte Anlegern horrende Verluste, viele Firmen des hochgelobten Neuen Marktes gingen pleite und Technologiefonds vernichteten Vermögen in Milliardenhöhe. Anleger, die damals beim Fondskauf den Empfehlungen ihres Bankberaters folgten, erlebten oft ihr blaues Wunder. Das lag zum einen daran, dass ihnen statt breit gestreuter Fonds häufig spekulative Branchenfonds verkauft wurden. Zum anderen setzten sie oft viel zu viel auf eine Karte, anstatt ihre Ersparnisse vernünftig auf sichere und riskante Anlagen aufzuteilen.
Bequem den geeigneten Aktienfonds finden
Ob eine Aktienfondsanlage gut läuft, hängt aber auch von der Qualität der Fonds ab. Wer nur Produkte der verbundeigenen Fondsgesellschaften kauft, hat selten die bestmögliche Auswahl. Das zeigt eine Statistik, die Finanztest auf Grundlage seines regelmäßigen Fondstests erstellt hat: Für Filialbank- oder Sparkassenkunden, die meistens Fonds von Deka, DWS und Union Investment angeboten bekommen, ist das Risiko, einen mittelmäßigen Fonds zu erwischen, oftmals größer als die Chance auf einen Top-Fonds. Damit sollten sich Anleger nicht abfinden. Im monatlich aktualisierten Fondstest von Finanztest finden sie die jeweils empfehlenswerten Fonds aus einer Gruppe – darunter auch Fonds der großen deutschen Gesellschaften. Diese können Filialbankkunden herauspicken. Auf Angebote, die wir nicht getestet haben, müssen sie sich nicht einlassen. Finanztest filtert regelmäßig aus über 3 500 Investmentfonds diejenigen mit dem besten Chance-Risiko-Verhältnis heraus – auch viele für Anleger ohne Aktienerfahrung. Zum Produktfinder Fonds
Erste Wahl sind Indexfonds
Einen ebenso einfachen wie preiswerten Zugang zu den Aktienmärkten bieten Indexfonds. Sie sind auch für Einsteiger hervorragend geeignet. Mit einem Indexfonds beteiligen sich Anleger an der Entwicklung eines bestimmten Aktienmarktes, zum Beispiel am deutschen Dax. Wer noch gar keine Aktienanlagen hat, sollte jedoch nicht mit dem Dax einsteigen, sondern einen global oder zumindest europaweit ausgerichteten Index wählen. Je breiter gestreut, desto besser. Erste Wahl ist daher der Weltaktienindex MSCI World, für den es zahlreiche Fonds verschiedener Anbieter gibt. Auch mit den Europaindizes MSCI Europe und Stoxx 600 liegen sie richtig. Fast alle Indexfonds sind besonders gut an der Börse handelbar. Sie heißen deshalb auf Englisch Exchange Traded Funds, kurz ETF. Übrigens: Profis haben die Qualitäten der ETF schon längst entdeckt. Das weltweit in ETF angelegte Vermögen lag Ende 2009 noch bei knapp über 1 Billion Dollar und ist in den vergangenen fünf Jahren auf rund 2,5 Billionen Dollar gestiegen. Nur private Anleger tun sich teilweise noch schwer mit den Produkten. Das liegt unter anderem daran, dass ETF so sperrige Namen haben und auf den ersten Blick kompliziert klingen. Problem: Wer bei der Bank Beratung sucht, bekommt die kostengünstigen ETF meist gar nicht erst angeboten.
Tipps: Anleger finden hier eine Übersicht über Fonds, die sich für Einsteiger eignen. Für Einsteiger bietet der Produktfinder Fonds kostenlos viel Wissenswertes rund um Fonds, ein ABC der Fachbegriffe beispielsweise, außerdem beantworten die Fondsexperten von Finanztest häufige Fragen rund um die Fondsanlage. Wer den Produktfinder Fonds freischaltet, kann sich außerdem Beiträge aus dem Magazin Finanztest als PDF herunterladen, unter anderem auch die aktuelle Geschichte „Aktienfonds. Der bessere Dreh“ aus der Ausgabe 03/2015.
Streuen, mischen und geduldig bleiben
Obwohl der Wunsch nach Rendite groß ist – viele Anleger haben einfach keine Lust, sich näher mit Aktien oder Fonds zu befassen. Auch Kapitalmärkte und Börsenentwicklung sind ihnen herzlich egal. Dennoch können sie die Chancen der Aktienmärkte nutzen, wenn sie drei Grundsätze beherzigen. Erstens sollten sie nur Geld investieren, das sie langfristig entbehren können, mindestens für zehn Jahre, besser noch länger. Dann lassen sich auch zwischenzeitliche Börseneinbrüche aussitzen. Zweitens sollten sie breit gestreut investieren, um krasse Verluste durch einzelne Flops zu vermeiden. Drittens sollten sie auf keinen Fall ihr ganzes Geld auf Aktien setzen, sondern eine vernünftige Mischung aus Aktienfonds und sicheren Zinsanlagen bauen. Als sichere Zinsanlagen gelten zum Beispiel das Tagesgeld, das sie schon haben, auch mehrjährige Festzinsanlagen kommen infrage oder Anleihenfonds, die in Euro-Papiere investieren.
Tipps: Im Produktfinder Tagesgeld können Sie nach Top-Zins-Angeboten suchen, bis zu 1,5 Prozent pro Jahr sind derzeit noch möglich. Die Konditionen für mehrjährige Zinsanlagen gibt es im Produktfinder Festgeld. Das aktuelle Top-Angebot: 2,2 Prozent pro Jahr für eine dreijährige Laufzeit. Und worauf Sie bei Anleihen-Fonds achten sollten, steht in unserem Special Rentenfonds Euro: Diese Fonds gehören ins Depot.
Pantoffeldepots für Faule
Als Lösung für Faule hat Finanztest die Pantoffel-Portfolios entwickelt, die so gemütlich sind, wie der Name verspricht. Einmal aufgebaut, läuft das Pantoffel-Depot fast von allein. Ein Teil des Depots besteht aus einem Aktienfonds, der andere aus einem sicheren Rentenfonds. Bestückt wird es mit ETF, es ist daher nicht notwendig, die Qualität der Fonds regelmäßig zu überprüfen – was man bei gemanagten Fonds machen müsste. Pantoffel-Anleger sollten nur ab und zu mal schauen, ob die gewünschte Mischung aus Aktien- und Zinsanlagen noch stimmt. Wenn die Aktienmärkte stark steigen, haben Anleger plötzlich einen viel größeren Aktienanteil im Depot als sie ursprünglich wollten. Dann sollten sie nachjustieren. Wie das geht, und welche Pantoffelmischungen für welchen Anlegertyp infrage kommen, zeigt der Test Geldanlage im Zinstief. So gibt es trotzdem Rendite.
Strategien im Vergleich
Aktiv gemanagte Aktienfonds stellen immer noch die große Mehrheit aller Fonds. Sie versuchen die Indexfonds zu übertreffen – meist mit geringem Erfolg. Die wenigen Erfolgsfonds der vergangenen fünf Jahre filtert Finanztest regelmäßig heraus. Anleger, die sich intensiver mit dem Börsengeschehen und Fondsanlagen beschäftigen, können aus den Top-Fonds diejenigen herauspicken, deren Konzept und Zusammensetzung ihren Vorstellungen am nächsten kommen. Damit verknüpft sich oft die Hoffnung, noch bessere Renditen herauszuholen, als sie breite Aktienmärkte erzielen. Man kann damit aber auch spezielle Anlageideen umsetzen, indem mehrere Fonds kombiniert werden. Finanztest hat berechnet, wie sich solche Ideen im vergangenen Jahr bewährt hätten. In einem Depot wurden zum Beispiel die drei risikoärmsten Top-Fonds vereint, in einem anderen die drei Top-Fonds mit der besten Rendite des vergangenen Jahres. Die Variante mit den risikoarmen Fonds hat sich bewährt, das Kalkül der Renditejäger ging dagegen nicht auf. Die detaillierten Ergebnisse des Strategievergleichs finden Anleger im Produktfinder Fonds – im PDF zur Titelgeschichte aus Finanztest 3/2015 („Aktienfonds: Der bessere Dreh“).