Was tun mit alten Fonds?

Unsere Bewertung, die Strategie des Managers, der Trend – das sind alles Anhaltspunkte, sich für oder gegen einen Fonds zu entscheiden.
Es ist leichter, einen Fonds zu kaufen, als ihn zu halten. Beim Kauf entscheiden sich Anleger für ein Top-Produkt. Halten sie es eine Weile, verändert sich oft seine Qualität. Aber wie lange ist ein Fonds noch gut, wenn er nicht mehr spitze ist? Wann ist er so schlecht, dass man ihn verkaufen muss?
Leider gibt es keine eindeutige Lösung. „Es kommt darauf an“, ist die Antwort auf beide Fragen. Worauf, das zeigen wir am Beispiel der Aktienfonds Welt, die gerade bei der jährlichen Anpassung unseres Fondsdauertests aus der Empfehlungsliste in unserem Marktplatz herausgefallen sind. Die betroffenen Fonds sind in der Punktewolke (siehe Grafik unten) grün markiert.
Unter den acht Aussteigern sind so prominente Fonds wie der UniGlobal, der Carmignac Investissement, der DWS Top Dividende oder der M & G Global Basics. Auch zwei Flossbach-Fonds sind nicht mehr in der Empfehlungsliste. Anleger finden die Fonds online in unserem kostenpflichtigen Produktfinder.
UniGlobal weiter empfehlenswert
Wenn ein Fonds nicht mehr in der Liste im Marktplatz steht, heißt das nicht zwangsläufig, dass wir ihn nicht mehr empfehlen. Im Heft veröffentlichen wir nur die effizienten Fonds. Das sind die besten im Vergleich zur gesamten Gruppe.
Empfehlenswert sind aber auch Fonds, die im Vergleich zum Referenzfonds gut abschneiden und gleichzeitig ein geringeres Risiko und eine höhere Chance als dieser aufweisen. Diese Fonds sind dominant (zur Bewertungsmethode siehe „Informationen zur Fondsbewertung“).
Der UniGlobal bleibt ein dominanter Fonds. Seit Ende 2007, dem Start unseres aktuellen Untersuchungszeitraums, hat er eine Rendite von durchschnittlich 2 Prozent pro Jahr erzielt. Der Referenzfonds db x-trackers MSCI World ETF 1C liegt mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 0,7 Prozent dahinter (siehe Tabelle).
Außer dem UniGlobal gibt es noch vier Weltfonds, die nicht effizient, aber dominant sind: Die beste Fünfjahresrendite von ihnen hat der Schroders ISF QEP Global Quality mit 2,7 Prozent pro Jahr.
Fonds unter Beobachtung
Sieben der acht Aussteiger aus der Empfehlungsliste im Marktplatz zählen nicht mehr zu den Top-Fonds, denn sie sind weder effizient noch dominant. Doch keine Sorge: Solange die Fonds eine bessere Wertentwicklung als der Referenzfonds haben, sind sie weiterhin gut. Anleger sollten die Fonds allerdings im Blick behalten.
Dazu hilft ihnen unsere Rubrik „Fonds unter Beobachtung“, die ebenfalls in unserem Produktfinder im Internet zu finden ist. Anleger erhalten dort Angaben zum Chance-Risiko-Verhältnis und zur Anlagestrategie ihrer Fonds sowie verschiedene Schaubilder. Nützlich ist zum Beispiel die Punktewolke, mit der sich die Platzierung des Fonds in der Gruppe verfolgen lässt.
R+P Universal knapp geschlagen
Ein Beispiel dafür, wie knapp das Rennen um einen Platz als Top-Fonds ausgehen kann, liefert der R+P Universal. Er zählt nicht mehr zu den Top-Fonds, weil ein Neueinsteiger, der BL Equities Dividend, ihn von seinem Platz verdrängt hat (siehe Punktewolke, Grafik). Der BL Equities Dividend von der Banque de Luxembourg wurde Ende Oktober 2007 aufgelegt und ist jetzt, da er das von uns geforderte Mindestalter von fünf Jahren erreicht hat, neu in unserem Test.
Ohne ihn wäre weiterhin der R+P Universal effizient. Mit einer durchschnittlichen Fünfjahresrendite von 3,2 Prozent pro Jahr liegt er auch deutlich vor dem Referenzfonds. Wer den R+P Universal gekauft hat, kann beruhigt sein und ihn behalten.
Den Trend beachten
Ein weiteres Kriterium, das Anleger zurate ziehen können, wenn sie über den Verbleib eines Fonds in ihrem Depot entscheiden, ist der Trend der jüngeren Jahre. In der Tabelle haben wir für unsere acht Aussteiger sowie beispielhaft für einige frühere Spitzenfonds die Wertentwicklung für verschiedene Zeiträume dargestellt.
Fonds, die sich in jüngeren Zeiträumen immer schlechter entwickeln, sollten besonders gut beobachtet werden. Die Gründe dafür, dass sich die Qualität der Fonds zuletzt verschlechtert hat, können ganz unterschiedlicher Art sein: Beispielsweise kann sich auch ein erfolgreiches Management einmal verspekulieren, wie das Beispiel des langjährigen Spitzenfonds Carmignac Investissement zeigt.
Carmignac enttäuscht
Vor einem Jahr hatte der Fonds noch die beste Fünfjahresrendite aller Top-Aktienfonds Welt. Jetzt hat er auf Fünfjahressicht mit plus 2,6 Prozent pro Jahr immer noch eine bessere Rendite als der Referenzfonds. Er zehrt dabei allerdings von älteren Spitzenergebnissen.
Der Fonds ist das dritte Jahr in Folge hinter der Entwicklung des MSCI World Index zurückgeblieben. Auf Dreijahressicht liegt er 5,4 Prozentpunkte hinter dem Referenzfonds. Damit ist er in das untere Drittel der Gruppe abgetaucht. Im jüngsten Jahr unseres Tests zählt er sogar nur zu den schlechtesten 20 Prozent (siehe Tabelle).
Ein Grund für die enttäuschende Entwicklung war die überraschende Wendung der Eurokrise im vergangenen Sommer. Das Management hatte den Fonds im Hinblick auf die hohen Risiken in Europa vorsichtig aufgestellt. Als die Europäische Zentralbank zusagte, alles zu tun, um den Euro zu retten, und die Märkte daraufhin in Jubel ausbrachen, „wurden wir mit unserer Positionierung auf dem falschen Fuß erwischt“, schreibt Didier Saint-Georges vom Carmignac-Investmentkomitee.
Ein weiterer Grund sei, dass das Fondsmanagement es vorgezogen habe, teilweise in Goldproduzenten und Schwellenländer statt in entwickelte Länder zu investieren, ergänzt Kollegin Sandra Crowl. Im letzten Quartal 2012 lag der Carmignac Investissement aber wieder vor dem Index.
DWS Top Dividende fällt zurück
Der Fonds DWS Top Dividende ist ein weiteres Beispiel dafür, dass ein Top-Fonds auch schlechte Phasen durchmachen kann. Über den gesamten Fünfjahreszeitraum betrachtet, liegt der Fonds nach wie vor vorne. Seine Dreijahresbilanz kann sich ebenfalls sehen lassen: Gemessen an der Wertentwicklung zählt der DWS Top Dividende zu den besten 15 Prozent seiner Gruppe (siehe Tabelle). Das Jahr 2012 lief allerdings gar nicht gut: Platz 930 von 1 078 Fonds in der Gruppe.
Das vergleichsweise schlechte Ergebnis ist nach Analyse der Fondsgesellschaft DWS der Ausrichtung des Fonds geschuldet. „In stark steigenden Märkten bleiben Dividendenstrategien aufgrund ihrer defensiven Ausrichtung hinter dem breiten Markt zurück“, sagt Denise Kißner von der DWS. Hinzu kamen Einzeltitelentscheidungen. Beispielsweise kaufte die DWS für den Fonds keine Aktien spanischer Banken, die sich zuletzt gut entwickelten. „Wir gehen von weiteren Abschreibungen aus“, sagt Kißner, „das ist nicht die Qualität, die wir suchen.“
M & G Global Basics im Minus
Der M & G Global Basics ist der einzige ehemalige Top-Fonds, der über den gesamten Fünfjahreszeitraum schlechter als der Referenzfonds war. Auch dieser Fonds ist Opfer seiner Strategie: Er setzt auf Wachstum in den Schwellenländern und investiert bevorzugt in global tätige Unternehmen, die Rohstoffe abbauen und verarbeiten.
Nach Ausbruch der Finanzkrise ist jedoch auch der Aufschwung der Schwellenmärkte ins Stocken geraten. Manager Graham French gibt sich aber optimistisch: „Ich bin unverändert überzeugt, dass sich die wirtschaftliche Machtverschiebung von den stärker entwickelten westlichen Industriestaaten auf die schneller wachsenden Schwellenmärkte im Osten fortsetzt“, heißt es auf der Internetseite von M & G.