
Anleger sollten ihr Depot möglichst breit aufstellen. Erste Wahl sind markttypische ETF. Aber auch einige aktiv gemanagte Fonds lohnen einen näheren Blick.
Drinbleiben oder aussteigen? Der ein oder andere Anleger hat im Hin und Her des Brexit vielleicht schon darüber nachgedacht, ob sein Depot gut aufgestellt ist. Mit einem allzu europalastigen Portfolio lässt es sich in diesen Zeiten womöglich nicht mehr so ruhig schlafen. Wer bisher sogar ausschließlich Aktienfonds Europa im Depot hat, der sollte ohnehin über eine bessere Mischung nachdenken. Ein Investment in den europäischen Markt ist zwar schon recht breit gestreut, aber weniger breit als eine globale Anlage. Der MSCI World umfasst 23 Länder, der MSCI Europe nur 15.
Unser Rat
- Europa-ETF.
- Erste Wahl für ein Investment sind markttypische ETF, börsengehandelte Fonds. Für Europa empfehlen wir Ihnen drei marktbreite Indizes: MSCI Europe, Stoxx Europe 600 und FTSE Developed Europe (Markttypisch anlegen mit drei Indizes).
- Depotmischung.
- Wenn Ihr Depot allzu europalastig ist, können Sie es mit Aktienfonds Welt breiter aufstellen. Erste Wahl sind auch hier ETF. Wollen Sie Ihr Depot aus Länder- und Regionenfonds zusammenstellen, finden Sie passende Fonds in unserer großen Fondsdatenbank.
- Gemanagte Europafonds.
- Aktive Fonds mit Finanztest-Bewertung von fünf Punkten lagen zuletzt vor den Indizes. Sie finden gute Aktienfonds Europa in unserem Fondsvergleich. Ziehen Sie bei der Auswahl die Marktorientierung sowie Kennzahlen zu Chance und Risiko heran. Die höchste Chance hat der Comgest Growth Europe Opportunities, das geringste Risiko der Uni-Global Equities Europe (Porträts).
Im Mix mit USA und Asien

Im europäischen Aktienindex MSCI Europe ist Großbritannien mit einem Anteil von 27 Prozent der mit Abstand größte Aktienmarkt, weltweit spielen die Briten eine weit kleinere Rolle. Im Weltindex MSCI World sind zum Beispiel noch USA und Kanada dabei. Fünf Länder stammen aus Asien und der Pazifikregion, auch das verbessert die Risikostreuung. Zwar sind die USA im Weltindex mit einem Anteil von aktuell 62,1 Prozent der mit weitem Abstand größte Akteur, doch das entspricht der großen Bedeutung des amerikanischen Aktienmarkts in der Börsenwelt. Euroland bringt es gerade mal auf 11 Prozent (siehe Grafik).
Die breitere Risikostreuung zeigt sich am tatsächlich gemessenen Risiko: Weltfonds zählen überwiegend zur Risikoklasse 8, Europafonds zur Klasse 9 oder höher. Anleger, die ein europalastiges Depot haben, können sich durch Zukauf eines Weltaktienfonds breiter aufstellen. Oder sie bauen sich ihre eigene Welt, indem sie Fonds verschiedener Regionen mischen.
Einfach zukaufen

Eine Idee ist, je zur Hälfte auf Aktienfonds Europa und Aktienfonds Welt zu setzen: Europäische Aktien machen dann rund 60 Prozent des Depots aus, amerikanische Papiere etwa 30 Prozent (siehe Grafik).
Zum Vergleich: Im reinen Weltportfolio ist der USA-Anteil doppelt so hoch. Um Überschneidungen zu vermeiden, können Anleger statt eines ETF auf den MSCI World auch einen ETF beimischen, der weltweit ohne Europa anlegt, wie zum Beispiel den ETF Amundi MSCI World ex Europe.
Eine andere Idee ist, sein Weltdepot aus verschiedenen Einzelbausteinen zusammenzusetzen. Einfach geht das mit Aktienfonds Europa, Aktienfonds USA und Aktienfonds Japan. Dann verzichtet man allerdings auf Länder wie Kanada, Australien, Hongkong oder Singapur, die in den Regionenfonds Aktienfonds Nordamerika und Aktienfonds Asien/Pazifik beinhaltet sind, dort aber nur wenig Bedeutung haben.
Vorteil der Bausteinmethode: Anleger können die Gewichtungen der einzelnen Länder oder Regionen dabei flexibel festlegen. Der Nachteil ist, dass sie die Gewichtungen im Auge behalten sollten und gegebenenfalls öfter nachjustieren müssen.
ETF sind 1. Wahl
Heute kaufen viele Anleger ETF. Die Fonds sind günstig und bequem und liegen oft vor aktiv gemanagten Fonds. Wichtig ist, ETF auf markttypische Indizes zu wählen, die den Markt wirklich breit abbilden und nicht etwa eine eigene Strategie verfolgen.
Anleger haben die Wahl zwischen drei verschiedenen marktbreiten Indizes: MSCI Europe, Stoxx Europe 600 und FTSE Developed Europe, die sich nur im Detail unterscheiden (Markttypisch anlegen mit drei Indizies). Passende ETF dazu zeigen wir in der Fondsgruppe Aktien Europa.
Aktiv gemanagte Fonds

Bei ETF lassen sich die Gewichtungen der einzelnen Länder und Branchen für Anleger leicht nachvollziehen: alles wie im Index. In aktiv gemanagten Fonds hingegen kann es ganz anders aussehen. Außerdem verfolgen die Manager unterschiedliche Strategien, mal defensiv auf möglichst wenig Risiko bedacht, mal offensiv auf Chancensuche.
Europas Fondsmanager haben schon die Eurokrise gut gemeistert, und zumindest bisher kommen viele auch mit dem Brexit klar. Je nach Ausgang des Dramas könnte der Markt stärker unter Druck geraten. „Für einen aktiven Manager bieten sich in einem solchen Umfeld aber durchaus Chancen“, sagt Joachim Schallmayer von Deka.
Fonds von UniGestion und Invesco
Der Fonds Uni-Global Equities Europe von UniGestion zum Beispiel zeichnet sich durch einen defensiven Anlagestil und ein geringes Risiko aus.
Das UniGestion-Management hat sich auf den Brexit vorsichtig eingestellt und britische Aktien deutlich untergewichtet. Der Anteil Großbritanniens im Portfolio beträgt nur 8 statt 27 Prozent wie im MSCI Europe. „Die höhere Volatilität“ nannte Alexei Jourovski als Grund, die größere Schwankungsanfälligkeit der britischen Aktien (Porträts).
Ähnlich bewertet auch Fondsmanagerin Manuela von Ditfurth von Invesco die Lage. Die Risikoeinschätzung britischer Aktien habe sich erhöht, weshalb der Anteil Großbritanniens im Invesco Europa Core Aktienfonds bereits reduziert wurde. Auch bei Invesco ist die Strategie defensiv.
Comgest setzt auf Wachstum
Wie die beiden Fonds von Invesco und Uni-Global zählte auch der Comgest Growth Europe Opportunities in den vergangenen Jahren fast durchgehend zu den Europafonds mit unserer Bestbewertung von fünf Punkten. Er verfolgt eine andere Strategie. Sein Schwerpunkt liegt auf Unternehmen, die hohes Wachstum versprechen.
Zum Brexit sagt Wolfgang Fickus vom Comgest-Investment-Komitee: „Wir schalten den durch Politiker verursachten Lärm einfach aus, wenn wir Investmententscheidungen treffen.“ Das ist bislang ganz gut gelungen. Der Fonds hat auf Dreijahressicht jährlich um 11,9 Prozent zugelegt, der MSCI Europa um 7,5 Prozent (Porträts).
Dividendenpolitik bei Siemens
Das Fondsmanagement des Siemens Qualität & Dividende Europa verfolgt einen quantitativen Ansatz: Aktien werden nach Kennzahlen ausgesucht, nach dem Gewinn, dem Cashflow, dem Verschuldungsgrad oder nach der Rentabilität. „Britische Unternehmen verzeichnen über Jahre hinweg eine stabile Dividendenpolitik – also genau das, was wir suchen“, heißt es. Solange die Zahlen stimmen, passen auch britische Firmen ins Portfolio – derzeit beträgt ihr Anteil 33 Prozent.
Union, Deka und Allianz

Von den Fonds großen deutschen Gesellschaften hat derzeit nur einer fünf Punkte: der UniDynamikFonds Europa von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Er kauft Wachstumswerte, größter Titel ist der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé. Infrage kommen ebenso kleine Werte. Auch was die Ländergewichtung angeht, ist der Fonds nicht festgelegt.
Einige Fonds finden sich unter den Vier-Punkte-Fonds. Viele sind ebenfalls besser als ein reines Marktinvestment, etwa der Fonds Deka Europa Select von Deka, dem Fondsanbieter der Sparkassen – auch er ein Wachstumsfonds, auch hier Nestlé stark vertreten. Die Schweiz ist das stärkste Land, britische Aktien machen knapp 18 Prozent aus.
Ein weiterer Wachstumsfonds mit Vier-Punkte-Bewertung ist der Allianz Europe Equity Growth. „Ich investiere auf die lange Sicht, am liebsten kaufe ich Firmen, die ich auch in zehn Jahren noch im Depot haben kann“, sagt Manager Thorsten Winkelmann.
Auch nachhaltige Fonds vorn
Unter den aktiv gemanagten Europafonds, die den Markt geschlagen haben, sind auch zwei nachhaltige: der Pictet European Sustainable Equities und der RobecoSam Sustainable European Equities.
ETF-Anleger können den iShares MSCI Europe SRI kaufen. Er bildet die nachhaltige Variante des MSCI Europe ab. SRI steht für „socially responsible investment“. Der ETF ist derzeit nicht bewertet, weil er den Index erst seit Oktober 2016 nachbildet. Davor bezog er sich auf einen anderen Nachhaltigkeitsindex. 2018 lag der MSCI SRI mit 5,3 Prozent vor dem herkömmlichen MSCI Europe-Index mit 1,9 Prozent. Über drei Jahre entwickelten sich beide etwa gleich.
In unserer großen Fondsdatenbank finden Sie weitere nachhaltige ETF und aktiv gemanagte Fonds.
Markttypisch bleibt erste Wahl
Aktuell sind in der Fondsgruppe Aktien Europa ein Viertel der aktiv gemanagten Fonds besser als der beste markttypische ETF. Damit schneiden sie besser ab als zum Beispiel die Verwalter von Weltfonds. Hier schlagen nur rund 10 Prozent den Markt.
Das heißt für Aktienfonds Europa aber auch: Drei Viertel aller aktiv gemanagten Fonds gelang es nicht, einen markttypischen ETF zu schlagen. Letztere sind deshalb erste Wahl. Viele aktive Fonds bleiben nicht dauerhaft gut, oft ändert sich auf längere Sicht ihre Qualität. Ein langfristiges ETF-Investment ist verlässlicher.
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Wieder ein sehr guter Artikel, der zum Denken anregt. Sicher tun sich auch durch den Brexit wieder neue Chancen auf. Es hat den Anschein, dass sich seit dem Brexit wieder viel auf den verschiedenen Märkten getan hat. Besonders für Menschen die ihr Geld in Fonds anlegen.
Was mir aufgefallen ist, ist das ungemeine Potenzial das in nachhaltigen Investmentfonds liegt. Mir scheint es, dass diese seit dem Brexit eine besondere aufmerksamkeit verdienen. Doch diese scheinen sich am besten mit dem richtigen Fondsvermittler auszuzahlen. Ich empfehle interessierte Anleger einfach einmal nach ""Nachhaltigkeitsfonds ohne Ausgabeaufschlag kaufen"" zu googeln. Zudem gibt es auch weitere europäische Aktienfonds, die ohne britische Aktien eine gute Performance hergeben.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
@Hanna-1984: Versuche das einmal aus der Perspektive der Briten zu sehen. Vielleicht denken diese: "Sollte man nach dem Brexit europäschie Wertpapiere abstoßen?"
Wenn sich deine britischen Fonds immer noch ausszahlen, dann behalte diese. Achte einfach darauf, dass du einen günstigen Fondsanbieter hast, bei dem du nicht zu hohe Gebühren zahlst wenn du Anpassungen an deiner Geldanlage vornimmst. Wenn deine Ausagben für Transaktionen oder andere Orders zu hoch sind, dann google am besten einmal nach: "Cashback-Fondsplattform". Dort wirst du fündig, um Fondsvermittler mit guten und fairen Konditionen zu finden.
@Hanna-1984: Unsere erste Antwort bezog sich auf den Fall, dass Sie Fonds mit GB-Isin meinten. Falls Sie aber Fonds meinen, die auf britische Aktien setzen (zwei völlig verschiedene Dinge), dann empfehlen wir wie im Text beschrieben eine breitere Streuung. (dda)
@Hanna-1984: Tipps die auf "jeden Fall" gelten sind rund um den Brexit kaum möglich - zu viel ist nach wie vor ungewiss. Vielleicht gibt es keinen Brexit und Ihr Fondstausch hätte unnötig Geld gekostet? Unser Tipp deshalb: Prüfen Sie, welche Fonds die Alternativen wären. Prüfen Sie, welche Kosten ein Tausch mit sich bringen würde. Dann sind sie vorbereitet für Zeitpunkt X. (dda)