
Corona hat den Schwung am deutschen Aktienmarkt jäh gebremst. Jetzt geht es wieder aufwärts. War es das schon?
Krise? Welche Krise? Der deutsche Aktienindex Dax steht fast wieder so hoch wie vor dem Absturz im Februar. Damals hatte er mit 13 789 Punkten ein Allzeithoch erreicht. Dabei war der Crash, den das Coronavirus ausgelöst hat, einer der schlimmsten der Börsengeschichte. Mitte März stand der Index bei gerade noch 8 442 Punkten – 39 Prozent weniger. Private Anleger fürchteten jahrelange Flaute oder noch höhere Verluste. Passiert ist das Gegenteil. Die Kurse setzten zum Höhenflug an.
Selbst der Skandal um Wirecard konnte den deutschen Leitindex nicht aufhalten. Dafür war der Zahlungsdienstleister aus der Nähe von München zu klein. Selbst bei Kursen von über 100 Euro machte sein Anteil am Index nicht viel mehr als 1 Prozent aus.
„Die Krise ist noch nicht vorbei“, warnt jedoch Thomas Orthen von Allianz Global Investors im Hinblick auf eine mögliche zweite Corona-Welle. Er managt den Allianz Fondak, einen von drei mit der Finanztest-Bestnote von fünf Punkten bewerteten Fonds.
Unser Rat
- Eignung.
- Aktienfonds Deutschland eignen sich als Beimischung in ein weltweit gestreutes Depot. Ihr Anteil sollte nicht mehr als 20 Prozent der Aktien betragen. Sie können mit Deutschlandfonds auch Ihr Pantoffel-Portfolio bestücken.
- Auswahl.
- Als erste Wahl empfehlen wir Ihnen ETF, börsengehandelte Fonds, auf die markttypischen Aktienindizes Dax und FAZ-Index. Sie können außerdem aktiv gemanagte Fonds kaufen, wir raten zu Fonds mit einer Finanztest-Bewertung von fünf Punkten. Die am besten bewerteten finden Sie unter Fonds und ETF im Test.
- Wirecard.
- Mehr zur Pleite in unserer Meldung Wirecard: Was die Insolvenz für Anleger und Boon-Nutzer bedeutet.
Unsere Untersuchung
Wir haben den deutschen Markt mit anderen Aktienmärkten aus Europa und der Welt verglichen und analysiert, wie gut sich die Manager deutscher Aktienfonds in der Krise geschlagen haben.
In den Betrachtungszeiträumen über ein Jahr, drei, fünf, zehn und 20 Jahre sieht die Bilanz des deutschen Marktes mau aus: Der Weltaktienmarkt war zum Stichtag 31. Juli jeweils besser als der deutsche. Er war es aber nicht immer. In einzelnen Kalenderjahren konnten der Dax und der etwas breiter gestreute MSCI Germany den Weltmarkt schlagen.
Langzeitanalyse verschiedener Aktienmärkte


Kürzere Durststrecke
Der deutsche Markt schwankt stärker als der Weltaktienmarkt. Das bescherte den Anlegern in der Vergangenheit zwischenzeitlich zwar höhere Verluste, führte aber auch zu schnellerer Erholung: Die längste Durststrecke des Index MSCI Germany dauerte mit knapp sechseinhalb Jahren nicht einmal halb so lange wie die des Weltindex MSCI World.
Deutsche Manager im Vergleich
Für unsere Manageranalyse haben wir Aktienfonds Deutschland mit Fonds anderer Gruppen verglichen und festgestellt: Die Deutschlandfonds stehen nach dem Krisencheck mehrheitlich nicht mehr so gut da. Im Jahr vor der Krise waren 60 Prozent von ihnen besser als der Markt. Im Crash und der bisherigen Erholung haben sie den Vorsprung eingebüßt, wie unsere Tabelle zeigt.
Und wir haben geschaut, wie sich die Top-Fonds aus unserem letzten Fondstest vor dem Beginn der Krise entwickelt haben. Hier fällt die Corona-Krisen-Bilanz besser aus: Immerhin drei von fünf Fonds haben die drei Phasen des Krisenchecks gut überstanden.
Gute Finanztest-Bewertungen
Über den Fünfjahreszeitraum, der unserer monatlich aktualisierten Finanztest-Bewertung zugrunde liegt, hat aktives Management in Deutschland aber relativ gut funktioniert. 31 Prozent der aktiven Fonds haben gemessen am Chance-Risiko-Verhältnis mindestens so gut abgeschnitten wie der Vergleichsindex MSCI Germany. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist die Grundlage für die Punktebewertung von Finanztest. Mehr Informationen zur Fondsbewertung finden Sie in unserem Test Fonds und ETF. Bei den Weltfonds waren gerade mal 11 Prozent der Manager besser als der Markt.
Viel Auto, wenig Technologie
In Deutschland ist der Technologiesektor verglichen mit dem Weltaktienmarkt wenig ausgeprägt. Stark vertreten sind Autokonzerne (langlebige Konsumgüter).

Die Arbeit der Spitzenmanager
Einige Manager deutscher Fonds bringen seit Jahren eine gute Leistung – etwa Christoph Frank und Roger Peeters, die für den Fonds DWS Concept Platow verantwortlich sind. Sie investieren in Werte aus Dax, MDax und SDax sowie zu rund einem Drittel auch in Titel, die in keinem Index gelistet sind. Der Fonds ist im Crash zwar etwas stärker gefallen als der Markt, im Jahr davor war er aber deutlich besser. Auch in der Erholungsphase hat er sich etwas besser geschlagen.
Im Portfolio liegen einige IT-Werte, die etwa vom Trend zum Homeoffice profitieren (siehe Fondsporträt DWS Concept Platow). „In diesen Unternehmen waren wir aber schon vor Ausbruch von Corona investiert“, sagt Roger Peeters. Ihre Anlagestrategie haben die beiden wegen der Krise nicht geändert. In Wirecard waren sie nie investiert. „Wir haben das Geschäftsmodell nicht wirklich verstanden“, sagt Frank.
Skandalfall Wirecard
Andere Deutschlandfonds, zum Beispiel von der DWS, Deka oder Union Investment, hatten dagegen teils hohe Bestände an Aktien der Aschheimer Pleitefirma. Der DWS Aktien Strategie Deutschland, der Deka Frankfurter Sparinvest und der UniFonds haben trotzdem eine Finanztest-Bewertung von vier Punkten – die zweitbeste Note. Der DWS Deutschland hat drei Punkte. Die DWS-Fonds haben wir wegen ihres Risikos um eine Note abgewertet.
Gut durch die Krise gekommen sind die beiden Fünf-Punkte-Fonds Fidelity Germany und Allianz Fondak. Beide liegen über alle drei Phasen des Krisenchecks gleichauf, der Fidelity Germany war bis zu Beginn des Crashs etwas besser, danach hat der Fondak aufgeholt.
Beliebt, aber bedingt geeignet
Einige Anleger interessieren sich besonderes für deutsche Aktien – oft in Form von Einzelwerten, aber auch von Fonds. Ob sich die Neigung zum Heimatmarkt aber auch auszahlt, steht auf einem anderen Blatt.
Gut ist eine Beimischung, wenn sie das Risiko des Depots senkt und bestenfalls die Renditeaussichten steigert. Das ist bei Deutschland bedingt der Fall. Zwar ist der Weltmarkt breiter aufgestellt – in Deutschland gibt es etwa keine Ölkonzerne –, doch der Index MSCI Germany ist dem MSCI World recht ähnlich. Wir messen eine Nähe von 79 Prozent. „Anders als andere Ländermärkte bietet Deutschland aber noch ein recht breites Spektrum an“, sagt Roger Peeters. Der Fonds DWS Concept Platow hat eine Nähe von 73 Prozent zum Weltmarkt, der Fondak 76 Prozent.
Deutsche Firmen zeigen Stärke
Für Deutschland spricht die Stärke der Industrie. Viele hiesige Unternehmen, gerade auch solche aus der zweiten Reihe, sind Weltmarktführer auf ihrem Gebiet. Als Exportnation ist Deutschland aber auf funktionierende Weltmärkte angewiesen. Und die sind nicht nur durch die Pandemie und die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle eingeschränkt.
So droht zum Ende der zweijährigen Übergangsfrist Ende 2020 der ungeregelte Austritt Großbritanniens aus der EU. Auch der Handelskonflikt der USA mit China trübt die Stimmung. Christian von Engelbrechten, Manager des Fidelity Germany, sieht zudem die Alterung der Weltbevölkerung, hohe Schulden und niedrigeren Konsum als Belastungen. „Ich gehe davon aus, dass einige Branchen und Unternehmen lange brauchen werden, um auf die Gewinnniveaus vor der Krise zurückzukommen.“ Er legt seinen Fokus auf Trends wie Digitalisierung oder Gesundheit.
Doch es gibt auch Positives zu berichten, aus China etwa. Dort erfolge die Erholung äußerst dynamisch, wie Alexander Dominicus von Mainfirst aus Gesprächen mit Unternehmen erfahren hat: „Davon profitiert Deutschland als Exportnation.“ Im wichtigen Absatzmarkt Europa schürt das milliardenschwere Hilfsprogramm der EU Hoffnung. Und der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt nach einem dramatischen Absturz sogar wieder mehr Optimismus als noch im Herbst 2019.
„Viele deutsche Unternehmen kommen sehr gut durch die Krise“, sagt Christoph Frank. Sein Kollege Roger Peeters ergänzt: „Im Moment sind US-Aktien en vogue, vor allem Technologiewerte, aber solche Trends verschieben sich auch wieder.“
Fondak-Manager Thomas Orthen weist noch auf etwas anderes hin: „Was für Deutschland als Investitionsstandort spricht, sind die politische und gesellschaftliche Stabilität. Und: Deutschland hat ein gutes Gesundheitssystem und ein gutes Krisenmanagement.“
Tipp: Weitere Aktienfonds Deutschland finden Sie in unserem großen Fondsvergleich.
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@Hans-Hubert: Einen Aktien-ETF MDax kann man auch beimischen, wenn man möchte. Er ersetzt aber nicht den Aktien-ETF Welt im Portfolio. Wie die Beimischung des Aktien-ETF Dax sollte der ETF auf den MDax nicht mehr als 20 Prozent der Aktien betragen.
Wichtig bei der Pantoffel-Idee ist, es einfach zu halten, deshalb sollte der Aktienbaustein nicht mehr als zwei Bausteine enthalten.
Auch das Anpassen der Gewichtungen wird aufwändiger und teurer, wenn man mehr als einen Baustein wählt.
Guten Tag,
Spricht irgendwas dagegen, den Deutschland Pantoffel statt mit einem DAX mit einem MDAX ETF nachzubauen, wenn man gleichzeitig Nebenwerte miteinbeziehen möchte?
Grüße
@duathlon1945: Ja, die im Artikel genannten DAX-Werte von deka und Lyxor sind zu 100% in Deutschland investiert. Mit einem Klick auf die ISIN der im Artikel genannten Fonds kommen Sie zur Einzelansicht der Fonds, wo sie mit einem bisschen nach unten scrollen die Länderzusammensetzung finden.
Gibt es fonds die nur mit Deutschen Aktien geführt werden
@HotFirefly: Bitte lesen Sie unsere Berichterstattung zu den Aktienmärkten und Corona: www.test.de/Boersenturbulenz-Aktienmaerkte-sacken-ab-was-jetzt-zu-tun-ist-5585045-0
Dort finden Sie einen Chart, der zeigt, wie der MSCI World durch verschiedene schwere Krisen gekommen ist. Die Wertverläufe wurden übereinandergelegt und starten immer wieder links bei Null, Ausgangspunkt ist jeweils der Höchststand vor der Krise.
Anleger, die die Pantoffel-Strategie der Stiftung Warentest umsetzten, prüfen, ob ihr ursprüngliches Verhältnis aus Rendite-Baustein und Sicherheitsbaustein noch stimmt. Wenn nicht, gleichen sie das wieder aus. Auch dafür haben wir ein Rechentool erstellt. Die Pantoffel-Strategie setzt nicht auf Trends, sondern wird unabhängig von den Marktschwankungen einfach fortgesetzt. (maa)