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Besser anlegen mit ETF: Gold­richtig anlegen

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Mit passiven Indexfonds lassen sich typische Anleger­fehler einfach vermeiden. Sie eignen sich auch für Börsen­anfänger.

Ganz ohne Aktien sind akzeptable Renditen nicht mehr möglich, doch vielen Anlegern ist das Börsen­geschehen nicht geheuer. Aus Furcht, etwas falsch zu machen, bleiben sie lieber draußen.

Den Gegen­pol bilden Hobby­börsianer, die mit großem Zeit­aufwand Informationen zu Aktiengesell­schaften und Börsentrends sammeln, um ein aussichts­reiches Portfolio zusammen­zustellen. Wie unsere Analyse von fast 40 000 Depots (Aktien) zeigt, geht das meistens schief.

Für beide Anleger­typen sind börsen­gehandelte Indexfonds, sogenannte ETF (Exchange Traded Funds), die ideale Lösung. Denn egal, wie gut sich Anleger auskennen: Am Ende werden sie kaum mehr heraus­holen als mit einem ETF, der denselben Markt abbildet.

Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, schaffen das selbst Profimanager von Investmentfonds in den seltensten Fällen – und die haben ganz andere Informations- und Recherche­möglich­keiten als ein Privat­anleger.

Simpel, aber effizient und bequem

Das Konzept von ETF ist simpel: Die Fonds stellen mit dem Geld der Anleger ein Portfolio an Wert­papieren zusammen, das sich so entwickelt wie ein Börsen­index.

Das bekann­teste Beispiel für deutsche Anleger ist der Dax, der die 30 bedeutendsten einheimischen Aktiengesell­schaften zusammenfasst. Ein Dax-ETF spiegelt tagtäglich die Entwick­lung dieses Indexes. Wenn Dax-Anleger die Börsensendung vor der abend­lichen Tages­schau sehen, erfahren sie gleich­zeitig auch, wie sich ihr Investment aktuell entwickelt hat.

Der Dax ist für Anleger, die gezielt auf Deutsch­land setzen wollen, eine gute Wahl. Gerade Anfängern empfehlen wir aber ETF, die möglichst viele Aktiengesell­schaften aus unterschiedlichen Ländern und Branchen enthalten. Damit kaufen sie eine Basis­anlage, die sie viele Jahre behalten können, ohne dass regel­mäßige Kontrollen notwendig wären – die bequemste Lösung von allen.

Die ganze Welt in einem ETF

Die beste Wahl sind ETF, die den Welt­aktien­index MSCI World abbilden. Er bündelt mehr als 1 600 Unternehmen aus 23 entwickelten Märkten und liefert damit eine vorbild­liche Risiko­streuung.

Der Clou liegt darin, dass selbst die größten Welt­konzerne wie Apple, Exxon, Microsoft oder Nestlé im Index keine höheren Anteile als 1 bis 2 Prozent haben. Es ist also nicht tragisch, wenn ein Unternehmen wirt­schaftliche oder juristische Probleme bekommt und sein Aktienkurs abstürzt.

Genau darüber stolpern immer wieder Aktienpi­cker, deren Depots nicht breit genug gefächert sind, um einen Ausfall wett­zumachen. Selbst mit Unternehmen, die einst als äußerst stabil und zuver­lässig galten, haben Anleger Schiff­bruch erlitten, sei es mit dem Versorger Eon, mit der Deutschen Bank oder mit US-Konzernen wie dem Auto­bauer General Motors oder dem Tele­kommunikations­unternehmen World­com.

Nicht einmal Anleger mit großem Vermögen sind in der Lage, den MSCI World auch nur annähernd über Einzel­aktien nach­zuahmen. Wer aber statt 1 600 Titel „nur“ 50 bis 100 Aktien heraus­pickt, kann nicht so breit streuen wie der Index und erhöht sein Anlagerisiko.

Die ETF-Anlage eignet sich für große ebenso wie für kleine Beträge. Vermögende können bedenkenlos Zigtausend Euro in einen MSCI-World-ETF stecken, aber es geht auch ein monatlicher Sparplan für 50 Euro.

Sonder­vermögen gibt Sicherheit

Bei allen Chancen, die der interna­tionale Aktienmarkt bietet, sollten Anleger stets im Hinterkopf behalten, dass er starken Schwankungen unterliegt. Der Wert eines ETF, der den MSCI World abbildet, kann mal sehr deutlich zurück­gehen. Mit zwischen­zeitlichen Verlusten müssen Anleger leben können. Ansonsten sind Aktien-ETF für sie nicht geeignet.

Um die grund­sätzliche Sicherheit ihrer Anlage müssen sie sich aber keine Sorgen machen. Bei ETF handelt es sich um Investmentfonds, die strengen gesetzlichen Vorschriften unterliegen. Das in einem ETF gesammelte Geld ist sogenanntes Sonder­vermögen. Es gehört den Anlegern und darf bei einer Pleite der Fonds­gesell­schaft oder der Depot­bank nicht angetastet werden. Das unterscheidet einen ETF von anderen Anlageformen wie zum Beispiel Indexzertifikaten.

Günstig bei Kauf und Verwaltung

Der größte Plus­punkt von ETF ist ihr Kosten­vorteil. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds Welt gehen meist 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr für Verwaltung und Management drauf, manchmal sogar deutlich mehr. Da ETF kein klassisches Management benötigen, liegen ihre Kosten deutlich nied­riger: Bei einem MSCI-World-ETF zahlen Anleger maximal 0,5 Prozent pro Jahr, bei Dax-ETF sind es jähr­lich nur zwischen etwa 0,1 und 0,2 Prozent.

Bereits beim Kauf können Anleger viel Geld sparen. Den von anderen Investmentfonds gewohnten Ausgabe­aufschlag – in der Regel liegt er bei 5 Prozent – gibt es hier nicht. Statt­dessen fallen nur die Spesen für den Börsenkauf an. Selbst wenn Anleger ihr Wert­papierdepot bei einer relativ teuren Bank haben, sind es selten mehr als 1 Prozent der Anlagesumme. Kunden von Direkt­banken zahlen noch viel weniger.

Flexibel und vielseitig

Da ETF wie Aktien an der Börse gehandelt werden, lassen sie sich jeder­zeit kaufen und verkaufen. So bleiben Anleger sehr flexibel. Auch wenn ETF vor allem als lang­fristige Anlage dienen sollten, ist es ein Vorteil, wenn Anleger notfalls schnell an ihr Geld kommen.

Finanztest empfiehlt für Aktien­anleger zwar in erster Linie breit streuende Welt- und Europa-ETF, aber Interes­sierte können mit ETF natürlich viel mehr machen. Wer Lust und Zeit mitbringt, kann zum Beispiel aus Regionen- und Länder-ETF ein Portfolio aufbauen, das etwas vom MSCI World abweicht, aber dessen Streuung ungefähr beibehält.

So ist die Idee nicht abwegig, den hohen US-Anteil im Welt­index zu reduzieren – er liegt bei rund 60 Prozent. Das lässt sich indirekt erreichen, indem Anleger zusätzlich zum MSCI-World-ETF auch einen Europa-ETF kaufen. Sie können aber von vorn­herein mehrere Regionen- und Länderfonds kombinieren – zum Beispiel ETF für den europäischen, nord­amerikanischen, japa­nischen und asiatischen Aktienmarkt.

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13 Kommentare Diskutieren Sie mit

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loddl am 06.05.2017 um 11:53 Uhr
Datengrundlage

Interessante und grundsätzlich wertvolle Untersuchung. Zweifel bleiben allerdings bei der Datengrundlage: Falls wirklich nur Depots von Direktbanken ausgewertet wurden, kann ein Gesamturteil zur Allokation gar nicht getroffen werden. Es fehlen viele, typische Anlageformen - und Depots bei Nicht-Direktbanken. Insofern kann die Auswertung - gerade die Rendite/Risiko-Punktewolke schein zu schön, um seriös zu sein - nicht repräsentativ sein. Ganz unabhängig davon: Es werden sicher viele Anlegerfehler gemacht und "Anlegerbildung" ist wichtig!
Mein Wunsch: Bitte geben Sie bei derartigen empirischen Untersuchungen für Interessierte immer noch etwas mehr zu den genauen Analysegrundlagen und -methoden an. Ein Link auf die Webseite ist ausreichend. - Danke für Ihre Arbeit!

Profilbild Stiftung_Warentest am 11.04.2017 um 12:46 Uhr
Chance-Risiko-Verhältnis

@m-a-r-c: Das Chance-Risiko-Verhältnis beruht auf dem Performancemaß der Sharpe Ratio. Berechnet wurde dieses aus der Rendite p.a. im Beobachtungszeitraum und den Renditeschwankungen p.a. im Beobachtungszeitraum. Dazu wurde die Rendite zur Renditeschwankung in Beziehung gesetzt. (maa)

guemue am 24.03.2017 um 15:42 Uhr
@FiWar

Sie haben Recht mit Wissen aber oftmals auch mit Glück kann man an der Börse Geld verdienen. Einen sehr wichtigen Punkt sprechen sie aber an: der richtige Zeitpunkt. Heute ist die SolarWorld Aktie so gut wie nichts wert - ein Investment in diesen Titel hätte somit auch direkt zur Privatinsolvenz führen können. Deshalb sind für die meisten nun mal ETFs oder Fond Mittel der Wahl um eine Rendite zu erwirtschaften. Wenn diese dann einige Prozentpunkte über der Inflation liegt, reicht dies doch völlig aus.

FiWar am 24.03.2017 um 11:35 Uhr
Egal wie, es gibt kein Konzept für Erfolg!

Beispiel: Meine Investition in eine PV Anlage im Jahr 2003, die Investitionssumme lag bei 35.000 €. Hätte ich die 35.000 € in Aktien der Herstellfirma "SolarWorld" im Mai 2003 angelegt, dann wäre ich heute fünffacher Millionär, vorausgesetzt ich hätte sie wieder zum richtigen Zeitpunkt verkauft. Einkaufswert im Mai 2003 ca. 40 € / Stk., = 875 Stück. Verkaufswert zwischen Okt. / Nov. 2007, pro Aktie 6.000 bis 7.200 €.
Die oben genannte Geschichte hat mich inzwischen zu einem erfolgreichen Aktionär gemacht, Wert 0,6 Mio. €. Meine Erfahrung, traue keinem Banker, Broker sowie Empfehlungen. Wichtig ist ein fundiertes Sachwissen sich anzueignen. Wenn einem die Arbeit zu viel ist, Finger weg von diesen Produkten. Kurvenbilder / Informationsdaten aus mehreren Online Anbieter und Online Banking sind heute meine Hilfsmittel. Bei Interesse, mache Dein eigenes Ding und las dir viel Zeit, das eingesetzte Kapital muss abkömmlich sein! Leider lässt dieser Bericht nicht mehr als 1000 Zeichen zu!

m-a-r-c am 22.03.2017 um 19:28 Uhr
Chance-Risiko-Verhältnis

Insgesamt guter Artikel. Aber: Wie wurde das Chance-Risiko-Verhältnis, welches u.a. bei Fehler 4 genannt wird, berechnet? Das ist mir nicht klar und lässt mich bei diesem Vergleich etwas zweifeln. Danke für eine Antwort. Eine gängige Suchmaschine wurde bereits bemüht. Aber die Ergebnisse kann ich auf die Untersuchung hier nicht transferieren.