Fehler 1: Mangelnde Streuung

Befund
Eine breite Streuung ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Geldanlage. In den untersuchten Depots wird sie meist vernachlässigt. Darin lagen im Durchschnitt etwa zwölf Wertpapiere. Da es sich in erster Linie um Einzelaktien handelt, reicht das nicht für eine gute Risikostreuung. Zu empfehlen sind mindestens 30 Wertpapiere aus verschiedenen Branchen. In der Rückschau zeigt sich, dass Anleger tendenziell weniger „streuen“ als noch vor zehn Jahren: Die durchschnittliche Portfolio-Konzentration ist leicht angestiegen, die anteilige Investition in Fonds leicht gesunken.
Folgen
Die Ergebnisse der Depotuntersuchung offenbaren einen klaren Zusammenhang zwischen der Streuung und dem Chance-Risiko-Verhältnis (siehe Grafik unten). Die Depots wurden anhand des sogenannten Streuungsmaßes in fünf gleich große Abschnitte eingeteilt, die von sehr hoher bis zu sehr niedriger Streuung reichen. Die Depots mit den wenigsten Positionen befinden sich im rechten Abschnitt. Sie haben das mit Abstand schlechteste Chance-Risiko-Verhältnis. In manchen Depots befand sich nur eine einzige Aktie. Wenn es sich dabei auch noch um einen spekulativen Titel handelt, unterliegt das Depot enormen Wertschwankungen.
Gegenmittel
Anleger können sehr einfach ein breit gestreutes Depot aufbauen. Dazu reichen zwei börsengehandelte Indexfonds (ETF) nach dem Vorbild unseres Pantoffel-Portfolios. Ein ETF auf den Weltaktienindex MSCI World beteiligt Anleger an der Wertentwicklung von mehr als 1 600 internationalen Aktien. Bei einem ETF auf den MSCI World All Countries (AC), der auch Schwellenländer umfasst, sind es sogar knapp 2 500 Aktien. Auch für Staatsanleihen gibt es breit streuende ETF, zum Beispiel auf den Index Barclays Euro Treasury.
Bestehende Depots entsprechend umzubauen, fällt Anlegern nicht leicht. Sie müssen dazu wohl oder übel einen Teil ihrer Aktien oder Fonds verkaufen. Wir empfehlen, sich vor allem von Verlustpositionen zu trennen. Der weit verbreitete Vorsatz, eine Aktie erst dann zu verkaufen, wenn sie den einstigen Kaufkurs zumindest erreicht hat, ist irrational. Es gibt zahllose Beispiele, in denen das nicht geklappt hat. An Verlustpositionen sollten Anleger nur dann festhalten, wenn es triftige Gründe für die Annahme gibt, dass die Aktie künftig besser laufen wird als der breite Markt. Eine besonders schlechte Entwicklung in der Vergangenheit gehört nicht dazu.
Geringe Streuung belastet Chance-Risiko-Verhältnis
Je stärker sich Anleger auf nur wenige Wertpapiere stützen, desto schlechter ist das Chance-Risiko-Verhältnis ihres Depots. Das Fünftel mit der geringsten Streuung (Balken ganz rechts) liegt ganz hinten. Aber selbst die relativ gut gestreuten Depots reichen nicht entfernt an das Chance-Risiko-Verhältnis des Weltaktienindexes MSCI World heran (blaues Quadrat).