Befund
Anleger beschränken sich gern auf Unternehmen, die sie kennen. Folglich landen sie oft bei deutschen Aktiengesellschaften. Die nachvollziehbare Einstellung geht zulasten der Streuung. In den untersuchten Depots lag der Deutschlandanteil im Durchschnitt bei 43 Prozent. Im Weltaktienindex MSCI World beträgt er nur etwa 3 Prozent. Der hohe Deutschlandanteil in den Anlegerdepots ist in den vergangenen zehn Jahren erstaunlich konstant geblieben, obwohl die internationalen Finanzmärkte immer stärker vernetzt sind und viele ausländische Aktien inzwischen auch für deutsche Anleger einfach zu handeln sind.
Nicht genug damit, dass die Depotbesitzer weit überdurchschnittlich am deutschen Aktienmarkt beteiligt sind, orientieren sie sich nicht an dessen normaler Zusammensetzung. Im Direktvergleich mit dem CDax (Composite Dax), wie die Zusammenfassung der Indizes Dax, MDax, TecDax und SDax genannt wird, ergaben sich durchschnittliche Abweichungen von etwa 90 Prozent. Das heißt: Anleger setzen auf einzelne, oft spekulative Titel, die nicht repräsentativ für den Gesamtmarkt sind.
Folgen
Die Fokussierung auf einen kleinen Ausschnitt des globalen Aktienmarktes erhöht die Wertschwankungen des Depots, das Anlageergebnis wird weniger berechenbar. Im vergangenen Jahrzehnt hatten Anleger allerdings Glück, denn der deutsche Aktienmarkt lief im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut. In den Jahren davor war es umgekehrt. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Anleger auf lange Sicht mit einem international ausgerichteten Portfolio ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis bekommen.
Gegenmittel
Deutsche Aktien sind eine aussichtsreiche Beimischung für ein Wertpapierdepot, aber als Basisanlage nicht geeignet. Wir halten einen Deutschlandanteil von bis zu 20 Prozent noch für akzeptabel, auch wenn dadurch die Verhältnisse im Vergleich zum MSCI World deutlich verändert werden. Für Anleger, die nur kleine Summen zur Verfügung haben, kommt zum Bespiel die Kombination eines MSCI-World-ETF mit einem Dax-ETF infrage. Die Kombination mehrerer deutscher Aktien ist eher etwas für größere Depots, da bei kleinen Anlagebeträgen die Kaufkosten unverhältnismäßig hoch werden. Für eine einigermaßen vernünftige Streuung sind mindestens fünf bis zehn Einzeltitel aus verschiedenen Branchen nötig.
Das Chance-Risiko-Verhältnis ist durchweg mäßig
Die untersuchten Depots haben sehr unterschiedliche Deutschlandanteile: von durchschnittlich 2 Prozent im Fünftel mit der geringsten Quote bis zu 79 Prozent bei den deutschlandlastigsten Depots. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist relativ unabhängig vom Deutschlandanteil sehr viel schlechter als beim Aktienindex MSCI World (siehe blaues Quadrat).

© Stiftung Warentest

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Interessante und grundsätzlich wertvolle Untersuchung. Zweifel bleiben allerdings bei der Datengrundlage: Falls wirklich nur Depots von Direktbanken ausgewertet wurden, kann ein Gesamturteil zur Allokation gar nicht getroffen werden. Es fehlen viele, typische Anlageformen - und Depots bei Nicht-Direktbanken. Insofern kann die Auswertung - gerade die Rendite/Risiko-Punktewolke schein zu schön, um seriös zu sein - nicht repräsentativ sein. Ganz unabhängig davon: Es werden sicher viele Anlegerfehler gemacht und "Anlegerbildung" ist wichtig!
Mein Wunsch: Bitte geben Sie bei derartigen empirischen Untersuchungen für Interessierte immer noch etwas mehr zu den genauen Analysegrundlagen und -methoden an. Ein Link auf die Webseite ist ausreichend. - Danke für Ihre Arbeit!
@m-a-r-c: Das Chance-Risiko-Verhältnis beruht auf dem Performancemaß der Sharpe Ratio. Berechnet wurde dieses aus der Rendite p.a. im Beobachtungszeitraum und den Renditeschwankungen p.a. im Beobachtungszeitraum. Dazu wurde die Rendite zur Renditeschwankung in Beziehung gesetzt. (maa)
Sie haben Recht mit Wissen aber oftmals auch mit Glück kann man an der Börse Geld verdienen. Einen sehr wichtigen Punkt sprechen sie aber an: der richtige Zeitpunkt. Heute ist die SolarWorld Aktie so gut wie nichts wert - ein Investment in diesen Titel hätte somit auch direkt zur Privatinsolvenz führen können. Deshalb sind für die meisten nun mal ETFs oder Fond Mittel der Wahl um eine Rendite zu erwirtschaften. Wenn diese dann einige Prozentpunkte über der Inflation liegt, reicht dies doch völlig aus.
Beispiel: Meine Investition in eine PV Anlage im Jahr 2003, die Investitionssumme lag bei 35.000 €. Hätte ich die 35.000 € in Aktien der Herstellfirma "SolarWorld" im Mai 2003 angelegt, dann wäre ich heute fünffacher Millionär, vorausgesetzt ich hätte sie wieder zum richtigen Zeitpunkt verkauft. Einkaufswert im Mai 2003 ca. 40 € / Stk., = 875 Stück. Verkaufswert zwischen Okt. / Nov. 2007, pro Aktie 6.000 bis 7.200 €.
Die oben genannte Geschichte hat mich inzwischen zu einem erfolgreichen Aktionär gemacht, Wert 0,6 Mio. €. Meine Erfahrung, traue keinem Banker, Broker sowie Empfehlungen. Wichtig ist ein fundiertes Sachwissen sich anzueignen. Wenn einem die Arbeit zu viel ist, Finger weg von diesen Produkten. Kurvenbilder / Informationsdaten aus mehreren Online Anbieter und Online Banking sind heute meine Hilfsmittel. Bei Interesse, mache Dein eigenes Ding und las dir viel Zeit, das eingesetzte Kapital muss abkömmlich sein! Leider lässt dieser Bericht nicht mehr als 1000 Zeichen zu!
Insgesamt guter Artikel. Aber: Wie wurde das Chance-Risiko-Verhältnis, welches u.a. bei Fehler 4 genannt wird, berechnet? Das ist mir nicht klar und lässt mich bei diesem Vergleich etwas zweifeln. Danke für eine Antwort. Eine gängige Suchmaschine wurde bereits bemüht. Aber die Ergebnisse kann ich auf die Untersuchung hier nicht transferieren.