
Dauerläufer. Ein Akku kann in seiner Lebenszeit mehr als einhundertfünfzig Einwegbatterien ersetzen.

Geringe Selbstentladung ist das Markenzeichen einer neuen Akku-Generation. Die Zellen behalten auch ungenutzt ihre Energie und eignen sich so für fast jedes Gerät. Im Test beweisen sie ihre Stärken.
Testergebnisse für 18 Nickelmetallhydrid-Akkus 07/2014
Er stromt und stromt und stromt. Einem guten Akku geht auch nach häufigem Laden nicht der Saft aus. In der Kamera eines Fotofans hält er jahrelang und spart dabei locker 150 Batterien ein.
Lange hatten Akkus keinen guten Ruf. Sie alterten, wenn sie einige Zeit untätig herumlagen und gingen kaputt, wenn sie im Ladegerät mit Strom überfüttert wurden. Eine neue Generation von Zellen soll diese Probleme lösen. Anders als herkömmliche Akkus sind die neuen vorgeladen und nach dem Auspacken sofort startklar. Anbieter bewerben sie mit Begriffen wie „ready to use“, „direct energy“ oder „precharged“. Die größte Stärke der kleinen Kraftspeicher ist jedoch eine andere Eigenschaft: die geringe Selbstentladung – „low self discharge“, die seltener auf der Packung beworben wird. Die neuartigen Zellen behalten ihre Energie, selbst wenn sie länger im Gerät lagern. Das macht sie fast universell einsetzbar, zum Beispiel in Taschenlampen, die auch bei nur gelegentlicher Nutzung lange zuverlässig leuchten sollen. Dafür taugen herkömmliche Nickelmetallhydrid-Akkumulatoren, kurz: NiMH-Akkus, kaum. Es lohnt also für Verbraucher, sich auf die Suche nach Akkus mit der neuen Technik zu begeben. Ein genauer Blick ist aber erforderlich, denn ein einheitlicher Name hat sich bislang nicht durchgesetzt.
Günstig und teuer gleichauf

Rund um die Uhr. Die Akkus werden im Labor vollautomatisch entladen und betankt. 200 Mal schnell, 100 Mal normal. © Stiftung Warentest
Im Labor mussten 18 Akkus der neuen Generation zeigen, was in ihnen steckt. Die Tester prüften, wie zuverlässig die AA- oder Mignonzellen und die kleineren AAA- oder Mikrozellen ihre Hauptaufgabe erfüllen: über viele Ladezyklen hinweg Energie zu speichern. Beim Nichtstun dürfen sie nicht ihre Power verlieren, beim Schnellladen mit hoher Stromstärke nicht zu viel Kapazität einbüßen. Von den 18 Akkus im Test schneiden 8 gut ab, 5 sogar sehr gut.
Den Sieg bei den Mignonzellen teilen sich GP Recyko+ sowie Heitech Hei Energy, einer der günstigsten Akkus im Test. Auch in der Mikro-Größe mischt Heitech vorn mit. Der Viererpack ist für 7 Euro erhältlich. Fast doppelt so viel kostet Vartas Rechargeable Accu. Er siegt mit knappem Vorsprung. Einige Akkus erweisen sich als wenig robust. Sie verlieren beim Schnellladen oder durch Selbstentladung deutlich an Kapazität.
Lagern ohne Energieverlust

Taschenlampe. Die neuen Akkus eignen sich auch für Geräte, die nicht ständig im Einsatz sind. © Thinkstock
90 Tage in der Wärmekammer – mit dieser Prüfung haben die Tester herausgefunden, ob sich die neue Technik tatsächlich deutlich langsamer entlädt als die herkömmliche. Die Zeit in der Wärmekammer entspricht im Zeitraffer etwa einem Jahr in der Schublade. Herkömmliche Zellen verlieren kontinuierlich Energie, vor allem wenn es warm ist. Schon nach wenigen Wochen können sie so gut wie leer sein – unpraktisch für Geräte, die wenig benutzt werden oder kaum Strom brauchen.
Bei den Aufladbaren neuer Art trennt eine dickere Barriere die positive und die negative Elektrode voneinander. Das soll den chemischen Zerfall aufhalten, durch den sich eine Zelle selbst entlädt.
Bei vielen funktioniert das prima. Die AA-Testsieger-Zellen von GP und Heitech besitzen nach 90 Tagen in der Wärme noch 75 Prozent ihrer Energie. In der gleichen Zeit schwanden die Kräfte bei den AA-Modellen von Varta, Ansmann und Edeka bis auf etwa 20 Prozent.
Noch schlechter sieht es bei Akkus der älteren Generation aus. Von zwei mitgetesteten sackte einer auf 10 Prozent Restenergie ab, der andere war vollends ausgepowert.
Tipp: Wärme ist bei Standardakkus tabu. Lagern Sie sie möglichst kühl.
Langsames Laden schont die Akkus
Auch das zweitwichtigste Versprechen halten die neuen Akkus: Sie sind alle „ready to use“ – also vorgeladen und sofort startklar. Nach dem Kauf und nach dreimaligem Auftanken haben die Tester mindestens die auf der Packung deklarierte Kapazität gemessen. Entscheidender ist jedoch, ob die Zellen auch nach längerem Gebrauch und vielen Ladezyklen noch ihre ursprüngliche Energiemenge erreichen.
Schnellladen spart Zeit. In etwa zwei Stunden werden die Zellen im Labor mit hohem Ladestrom vollgepumpt. Bei der Belastungsprobe starben im letzten Test Akkus: Nicht alle leben lange, test 1/2005, mehr als ein Drittel der Akkus – diesmal kein einziger. Fast die Hälfte hatte nach 200-maligem Schnellladen noch mehr als 85 Prozent ihrer Kapazität, fünf waren sogar so fit wie am Anfang.
Einzelne bauten stärker ab: Beide Akkus von Sanyo, die Mignonzelle von Energizer sowie die Mikrozelle von Panasonic verloren mehr als 80 Prozent ihres Speichervermögens. Käufer sollten sie lieber nicht oft schnell laden. Generell stellten die Tester fest: Nach etwa 150 Schnellladezyklen büßen viele Akkus deutlich an Kapazität ein.
Empfindliche Kraftprotze
Je höher die Kapazität eines Akkus, desto länger versorgt er ein Gerät mit Strom und desto seltener muss er geladen werden. Dieser Vorteil ist mit einem Nachteil verbunden: Energieprotze sind oft anfällig, etwa beim Schnellladen. Die Erfahrung der Tester zeigt, dass vor allem herkömmliche Mignonzellen mit einer Lademenge von 3 000 Milliamperestunden weniger robust sind als solche mit 2 000 wie jetzt im Test.
Tipp: Akkus sind zum Aufladen da. Das heißt, wichtiger als eine hohe Kapazität ist die Lebensdauer. Sie ist an sehr guten und guten Noten im Prüfpunkt „Kapazitätsverlust“ zu erkennen. Greifen Sie lieber zu einem robusten Akku mittlerer Kapazität als zu einer energiestrotzenden Mimose.
Langsam, aber sicher
Einige Ladegeräte stellen den Nutzer vor die Wahl, ob sie schnell oder „normal“ laden möchten. Drängt die Zeit nicht, sollten auch Akkus neuen Typs lieber mit Geduld und niedrigem Ladestrom getankt werden. Das schont sie. Mit den vier exemplarischen Chargern dauert das jeweils etwa vier Stunden Ladegeräte.
Bis auf die Mikrozelle von Edeka besitzen alle Akkus im Test nach hundert Ladezyklen noch knapp die volle Power.
Akkus – auch der Umwelt zuliebe

Die Ökobilanz. © Stiftung Warentest

Mit einem günstigen Viererpack Akkus, zum Beispiel mit den Mikrozellen von GP, kann der Nutzer innerhalb von fünf Jahren um die 550 Einwegbatterien einsparen; mit dem schlechtesten immerhin noch gut 400 Tabelle: 18 Nickelmetallhydrid-Akkus 07/2014, Berechnungsgrundlagen. Das verhilft locker zu einhundert Euro mehr in der Tasche, schont Ressourcen bei der Herstellung und verringert Müll samt problematischen Stoffen.
Für 150 Alkalibatterien muss rund sieben Mal mehr Energie aufgewendet werden als für eine NiMH-Zelle, die 150 Mal geladen wird (siehe Grafik). Wissenschaftler des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung haben die Ökobilanz von Akkus im Vergleich zu Einwegbatterien untersucht. Die Experten ermittelten unter anderem den Gesamtenergiebedarf, der zur Herstellung, dem Laden sowie der Entsorgung einer Zelle gebraucht wird. Die neuen Speicher mit geringer Selbstentladung schneiden noch etwas besser ab als herkömmliche NiMH-Zellen. „Akkus sind ja meist nicht im Dauereinsatz, deshalb kommt es bei ihnen vor allem auf den Kapazitätsverlust bei der Lagerung an – und da sticht die neue Technik alle anderen aus“, sagt Christoph Lauwigi, Wissenschaftler am Institut für Energie- und Umweltforschung. Je länger der Akku lebt, desto stärker entlastet er die Umwelt.
Die neuen Energielieferanten verbinden das lange Leben von Akkus mit der geringen Selbstentladung von Batterien. So eignen sie sich für fast alle Geräte. Zeit für den Umstieg, findet Lauwigi: „Einwegbatterien müssten heutzutage eigentlich gar nicht mehr im Handel sein.“
-
- Wenn dem Handy unterwegs der Strom ausgeht, verheißen sie Rettung. Doch der Powerbank-Test zeigt: Nicht immer kommt so viel Energie raus, wie draufsteht.
-
- Die Batterie des Rauchmelders Fireangel ST-630 soll zehn Jahre lang halten. Doch das Gerät warnt teils viel früher vor seinem Aus. Betroffene wenden sich an FireAngel.
-
- Akkubetriebene Produkte sind auf dem Vormarsch. Doch was kann man tun, damit der Akku lange hält? Und welche Gefahren gehen von Akkus aus? Das klärt unser Special.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Die besten Akkus taugen nichts wenn das Ladegerät nichts taugt.
Ein aktueller Test wäre in beiden Fällen (Akkus, Akku-Ladegeräte) hilfreich und überfällig.
Es muß vielleicht nicht immer gleich das neueste Smartphone getestet werden. (:-))
Mit besten Grüßen
Aumüller5
@Peter: Manche Ladeelektroniken kommen mit dem Aufladen höherkapazitiver Akkus nicht klar. Wenn das Telefon serienmäßig mit 550 mAh-Akkus bestückt war, könnte es zumindest für 1100 mAh-Akkus mit der Ladung schon problematisch werden. Hier hilft nur ausprobieren. (Bee)
Kann man in einenem Schnurlostelefon, das mit 550 mAh Akkus gelifert wurde, auch 800 oder 1100 mAh
einsetzen (um eine längere Standbyzeit zu erreichen) oder gibt es da beim Lademanagement Probleme ?
Schnell unbrauchbare Akkus "Ladefehler"
das kann ich nur bestätigen: ohne dass ich sie jeh gelagert habe sondern immer geladen habe wenn die LED Leuchten schwach wurden
@turbo66: Lithium-Ionen-Akkus sollten über eine längere Zeit niemals leer gelagert werden, sondern zu etwa 50 bis 70 % geladen sein. Wird der Akku über mehrere Monate nicht benutzt, sollte die Aufladung alle paar Wochen wiederholt werden. (Bee)