
Das wünscht sich der Heimwerker: Ein kraftvoll arbeitendes Bohrwerk – auch im Schlagbetrieb. Die von Lidl seit Montag verkaufte Maschine geriet jedoch mit ihren 2,9 Kilogramm so schwer, dass sie kaum für Einhand- und feine Arbeiten geeignet ist. Dafür empfehlen sich die leichteren Akku-Schlagbohrschrauber aus unserem Test im Mai. Ärgerlich ist es aber, wenn das Kraftpaket während der Arbeit auch noch schlapp macht, wie im Dauertest geschehen.
Schlampige Montage
Kleine Ursache, große Wirkung: Ein ungeschickt verlegtes Kabel zu den Kohlebürsten des Motors führte im Schlagwerkdauerlauf nach wenigen Stunden zum Totalausfall der Maschine. Das alleine könnte der Service im Handumdrehen beseitigen. Doch infolge dieses Fehlers können Teile des Motors überhitzen, wie bei einem zweiten Exemplar geschehen. Diagnose: Kohlebürsten festgebrannt, Lüfterrad verschmolzen, Schalter verschmort. Die Maschine ist schrottreif. Erst die dritte Maschine bestand die Dauerprüfung des Schlagwerks. Im Motordauerlauf fiel eine Maschine nach etwa fünf simulierten Jahren typischer Heimwerkernutzung aus. Zwei weitere wurden so heiß, dass der Test immer wieder für Abkühlpausen unterbrochen werden musste. Im Dauerbetrieb ist die Lidl-Maschine also nicht zu gebrauchen.
[Update 23.08.2011] Mittlerweile hat sich gezeigt: Die Abkühlpausen während des Dauertests haben auch den beiden verbliebenen Bohrschraubern nichts genutzt. So wie bereits die erste Maschine haben sie die simulierte fünfjährige Heimwerkernutzung nicht überstanden. [Update Ende]
Mangelhafte Sicherheit
In den Sicherheitsprüfungen untersuchten die Warentester wesentliche Aspekte vom Aufbau, zur mechanischen Gefährdung und Festigkeit und zum unsachgemäßen Gebrauch. Die Normanforderungen wurden in einem Prüfpunkt nicht eingehalten: Das Gehäusematerial des Akkus hielt den Anforderungen bei der Brandfestigkeit nicht stand. In der Praxis ist mit derartig extremen Situationen kaum zu rechnen, eine Gefahr kann aber nicht komplett ausgeschlossen werden.
Akzeptable Ausstattung
Ansonsten bekommt der Käufer für seine knapp 60 Euro eine Maschine mit zwei Gängen, einem hochwertigen Röhm-Schnellspannfutter und einem auswechselbaren Akku. Über den Druckschalter ist die Drehzahl stufenlos steuerbar. Auch das Drehmoment ist einstellbar. Mitgeliefert wird ein Zusatzhandgriff mit Schrauberbitdepot für zwei Bits. Verpackt ist die Maschine in einem robusten Kunststoffkoffer, der allerdings keinen Platz für Bohrer bietet. Wünschenswert wäre noch ein Wechselakku im Lieferumfang und ein paar Bohrer für die ersten Löcher.
Fragwürdige Energiequelle
Unverständlich ist, dass das Gerät mit einem Nickel-Kadmium-Akku (NiCd) geliefert wird. Solche Akkus sind zwar enorm leistungsfähig, doch gehört das Umweltgift Kadmium nicht mehr in aktuelle Produkte. Im vergleichenden Warentest würde ein derartiger Akku bei der Bewertung des Akkutyps mit mangelhaft bewertet. Die derzeit fast ausschließlich verwendeten Lithium-Ionen-Akkus sind leichter, robuster und weniger belastend für die Umwelt.
Keine Schadstoffe im Griff
Wenigstens fanden die Tester in den Griffen keine Schadstoffe wie PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) oder Phthalate (Weichmacher).
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Ein billiges starkes Akkugerät ist nur vordergründig brauchbar. Wie getestet nicht richtig belastbar. Andererseits brutal nachlaufend viele Schraubenköpfe und Werkstücke ruinierend.
Dosierbares Anzugsmoment und Abschaltung bei Überlastung sind wesentlich.
Für unter 150,-€ erhält man einen für alle Anwendungen des Heimwerkers geeigneten Bohrhammer. Mit Netzbetrieb, was wegen des meistens gleichzeitig notwendigen Staubsaugers kein Handicap ist.
Im gleichen Preisrahmen einen leichten und kompakten Bohrschrauber mit zwei Gängen für fast alle Anwendungen bei Möbelmontage und innenausbau. Aus der 10,8V Profibaureihe.
Mein Fazit: die Folgekosten eines unpräzisen Bohrloches und einer ruinierten Verschraubung verbieten den Gebrauch von Billigstwerkzeug.
Beratung im aufgeschlossenen Fachhandel -den es noch gibt- zu Material und Werkzeug bereitet Freude in mehrfacher Hinsicht.