
Seit Mai treten vermehrt Fälle von Affenpocken auf. Die Stiko empfiehlt gefährdeten Menschen eine Impfung. Was Sie noch über die Erkrankung wissen sollten.
Wer sollte sich gegen Affenpocken impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission hat am 9. Juni 2022 für gefährdete Gruppen eine Impfempfehlung veröffentlicht. Sie gilt derzeit unter Vorbehalt und muss noch ein vorgeschriebenes Stellungnahmeverfahren mit Bundesländern und Fachkreisen durchlaufen. Für folgende Menschen ab 18 Jahren kann eine Impfung mit dem in der EU zugelassenen Pockenimpfstoff Imvanex danach sinnvoll sein:
Bei Kontakt zu Infizierten. Alle, die über nicht-intakte Haut, Schleimhäute oder Berührungen des Gesichts in engem körperlichen Kontakt mit einer erkrankten Person standen, sollten sich vorbeugend impfen lassen. Als enger körperlicher Kontakt gilt Sex, aber auch der Umgang in einem gemeinsamen Haushalt. Die vorbeugende Impfung kommt zudem für medizinisches Fachpersonal in Frage, das bei Kontakt mit einem Erkrankten nicht ausreichend geschützt war oder für Labormitarbeitende, die versehentlich ungeschützten Kontakt zu Laborproben mit aktivem Affenpockenmaterial hatten.
Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partner haben. In Deutschland sind nach Behördenaussagen bislang ausschließlich Affenpocken-Erkrankungen in dieser Gruppe aufgetreten.
Personal in Speziallaboratorien. Menschen, die von Berufs wegen im Labor mit infektiösen Laborproben hantieren, sollten nach einer Risikobewertung durch zuständige Sicherheitsbeauftragte an eine Impfung denken.
Wie läuft die Impfung ab?
Die Impfung sollte so früh wie möglich in einem Zeitraum von 14 Tagen nach dem Kontakt erfolgen. Die Grundimmunisierung erfolgt normalerweise mit zwei Impfstoffdosen, die mit einem Abstand von mindestens 28 Tagen gegeben werden. Wer früher bereits gegen Pocken geimpft wurde, kommt mit einer Impfdosis aus.
Laut Robert-Koch-Institut haben Menschen, die gegen Pocken geimpft wurden, wahrscheinlich einen gewissen Schutz vor einer Affenpocken-Infektion. Das betrifft etliche Menschen über 40 Jahre. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Pflicht zur Erstimpfung 1976 aufgehoben, in der DDR im Jahr 1982.
Wo sind aktuelle Fälle von Affenpocken aufgetreten?
Seit Mai 2022 sind in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas vermehrt Fälle von Affenpocken gemeldet worden – auch in Deutschland. Das Auffällige: Anders als bei Erkrankungen in der Vergangenheit waren die Betroffenen dieses Mal nicht zuvor in zentral- oder westafrikanische Länder gereist.
Die neu diagnostizierten Fälle könnten laut Robert-Koch-Institut (RKI) „im Rahmen von sexuellen Aktivitäten erfolgt“ sein. Soweit bekannt, seien die Betroffenen nicht schwer erkrankt.
Woran erkenne ich die Affenpocken?
Erste Symptome sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten, teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit. Ein paar Tage später entwickele sich ein charakteristischer Hautausschlag, bei dem die Pusteln am Ende verkrusten und abfallen. Der Ausschlag konzentriere sich in der Regel auf Gesicht, Handflächen und Fußsohlen. Auch auf dem Mund, den Augen und Genitalien könnten Haut- und Schleimhautveränderungen vorkommen.
Wie schwer verläuft die Erkrankung?
Im Gegensatz zu den echten Pocken, die seit 1980 als ausgerottet gelten, verlaufen Affenpocken beim Menschen laut RKI in der Regel deutlich milder. Die meisten Menschen erholten sich innerhalb von zwei bis vier Wochen. Die Krankheit verschwinde oft ohne Behandlung von selbst wieder.
Allerdings können auch schwere Verläufe auftreten mit Komplikationen wie Hirnentzündung, bakterieller Hautinfektionen, Bindehaut-, Hornhaut- und Lungenentzündung. Bei einigen Betroffenen könnten Narben und bleibende Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust zurückbleiben. Auch Todesfälle sind aus Afrika bekannt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es außer der Impfung?
Die Europäische Agentur für Arzneimittel Ema hat kürzlich das Arzneimittel Tecovirimat, das zur Behandlung von Kuhpocken-Infektionen entwickelt wurde, zur Behandlung von Affenpocken zugelassen.
Ist mit einem größeren Ausbruch zu rechnen?
Nach derzeitigen Erkenntnissen: nein. Das RKI schätzt die Gesundheitsgefährdung der breiten Bevölkerung in Deutschland als gering ein.
Wie werden Affenpocken übertragen?
Über Tiere. Menschen können sich vor allem durch den Umgang mit erkrankten Tieren und ihrem Fleisch infizieren, wenn es nicht ausreichend durcherhitzt ist. Ansteckungen von Mensch zu Mensch galten bislang als selten, die Übertragbarkeit des Virus als moderat.
Von Mensch zu Mensch. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist laut Robert-Koch-Institut bei engem Körperkontakt mit Infizierten möglich. Das Virus gelange häufig über kleinste Hautverletzungen in den Körper – sowie über Schleimhäute, etwa in Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus. Auch Übertragungen von Schwangeren auf das Ungeborene seien beschrieben oder von Eltern auf Kinder während und nach der Geburt. Es sei derzeit nicht sicher, ob Affenpocken über Sperma oder Vaginalsekrete übertragen werden könnten – erscheint laut RKI aber möglich.
Über Gegenstände. Das Virus kann auch über Gegenstände übertragen werden, wenn eine infizierte Person damit Kontakt hatte – also etwa über Kleidung, Bettwäsche, Essgeschirr. Das RKI weist darauf hin, dass das Virus über Tage und sogar Monate auf Oberflächen und Stoffen überleben könne.

Wer gehört zur Risikogruppe für schwere Verläufe?
Laut RKI könnten besonders Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Immungeschwächte schwer an den Affenpocken erkranken. Auch Gesundheitspersonal sei bei Kontakt mit Erkrankten einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Ab wann und wie lange ist das Virus ansteckend?
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit können zwischen 5 und 21 Tage verstreichen. Eine Ansteckung weiterer Personen ist nach Angaben des RKI möglich, wenn die ersten unspezifischen Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen auftreten und der typische Ausschlag noch nicht sichtbar ist. Besonders hohe Viruskonzentrationen befänden sich später in den pockenartigen Hautveränderungen.
Menschen mit Affenpocken sind ansteckend, solange sie Symptome haben – in der Regel zwei bis vier Wochen.
Sollten sich Erkrankte isolieren?
Ja. Für mindestens 21 Tage und mindestens bis zum Abfallen der Kruste – das hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei einer Pressekonferenz am 24. Mai 2022 empfohlen. Auch unmittelbare Kontaktpersonen sollten sich für 21 Tage isolieren.
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... wird durchs Dorf getrieben. So langsam wird diese Virenhysterie zur schlechten Gewohnheit. Es gibt ECHTE Bedrohungen wie Hepatitis C (mit etwas Pech tödliche Verläufe, sehr hohe Anzahl an Infizierten). Es gibt auch tödliche Herpesviren! Nur, Affenpocken gehören nicht zu diesen echten Bedrohungen. Ich fände es schön, wenn Stiftung Warentest nicht so tun würde, als wäre es ein kompetentes Gesundheitsberatungsportal, in dem Epidemiologen tätig sind. Oder sich der Suche nach neuen Betätigungsfeldern des RKIs verweigern würde. Dieser Artikel ist vollkommen nutzlos.