
Jetzt kommt die neue Apfelernte. Warum das Lieblingsobst der Deutschen so gesund ist und was die einzelnen Sorten auszeichnet, verrät diese Apfelkunde.
Goldrenette Freiherr von Berlepsch, Geheimrat Dr. Oldenburg, Minister von Hammerstein – was nach ehrwürdigen Personen klingt, sind Apfelsorten. Ihre Anzahl geht in die tausende, im Handel finden sich aber oft nur die üblichen Verdächtigen (siehe unten). 17 Kilogramm Äpfel lässt sich jeder Deutsche jährlich schmecken. Die Früchte aus der Familie der Rosengewächse sind im botanischen Sinn Scheinfrüchte: Sie entstehen aus der Blütenachse, nicht aus dem Fruchtknoten.
Was macht Äpfel so gesund?
In der englischen Redewendung „an apple a day keeps the doctor away“ – Übersetzung siehe Überschrift – steckt ein Funken Wahrheit: Wertvolle Inhaltsstoffe sind der Ballaststoff Pektin, Vitamin C und andere Vitamine sowie Kalium. Vor allem in und direkt unter der Schale stecken über 30 verschiedene Polyphenole. Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken unter anderem positiv auf Verdauung und Blutdruck: So deuten Studien darauf hin, dass der regelmäßige Konsum von Äpfeln das Darmkrebsrisiko senken kann. Der Ballaststoff Pektin wirkt sich offenbar positiv auf den Cholesterinspiegel aus: 75 Gramm getrocknete Äpfel täglich reichten in einer Studie.
...weitere Informationen finden Sie ind er Meldung „Sekundäre Pflanzenstoffe“.
Sind Bioäpfel gesünder?
Was die Verfügbarkeit von Polyphenolen für den Körper angeht, konnten Studien keine Unterschiede zwischen biologisch und konventionell erzeugten Äpfeln nachweisen. Größeren Einfluss haben Reifegrad, Anbauklima und Sorte: So haben manche alte Sorten wie Boskoop (siehe „Sechs alte Sorten“) deutlich mehr Polyphenole als neuere Sorten wie etwa Braeburn oder Jonagold.
Haben Äpfel viele Pestizidrückstände?
Im letzten Test („Rückstände in Äpfeln“, test 08/2006) waren Pestizide bei fast allen 27 Apfelproben kein Problem. Wir hatten die Äpfel ungewaschen und ungeschält auf rund 500 verschiedene Pestizide untersucht. Nur eine Probe war deutlich, eine zweite stark belastet, der Rest gering oder sehr gering. Völlig pestizidfrei waren nur Bioäpfel – sieben von acht im Test, einer war sehr gering belastet.
Sind gewachste Äpfel bedenklich?
Manche Sorten wie Jonagold bilden von Natur aus eine glänzende Wachsschicht. Äpfel können aber auch mit natürlichen Wachsen behandelt sein, die als gesundheitlich unbedenklich gelten. Dies muss gekennzeichnet sein – auch bei loser Ware. Wachse mit dem Emulgator Morpholin, der in chilenischen Äpfeln gefunden wurde, sind in der EU aber nicht zugelassen. Bio-Äpfel dürfen nicht gewachst werden.
Können Äpfel beim Abnehmen helfen?
Ja. Sie enthalten zwar recht viel Zucker, sind aber kalorienarm: 100 Gramm, etwa ein Apfel, haben rund 50 Kilokalorien. Die Ballaststoffe im Apfel helfen, den Magen zu füllen und machen satt. Noch ein Vorteil: Äpfel bestehen zu 85 Prozent aus Wasser. So tragen sie zur Flüssigkeitsversorgung bei. Dass manche sich nach einem Apfel erst recht hungrig fühlen, könnte am Fruchtzucker liegen: Durch ihn steigt der Blutzuckerspiegel an, sinkt aber schnell wieder ab. Ernährungsberater empfehlen deshalb bei Hunger nicht Obst allein, sondern zum Beispiel zusammen mit Jogurt.
Was macht neue Apfelsorten aus?
Neue Sorten sollen resistenter gegen Pilze und Schädlinge sein sowie Kälte, Hitze und Trockenheit besser überstehen. Tafeläpfel sollen wohlschmeckend, knackig und saftig sein, makellos aussehen, sich gut lagern und transportieren lassen. Im Trend liegen rote Äpfel. Sorten wie Evelina oder Pink Lady sind markenrechtlich geschützt, sie werden einheitlich vermarktet.
Wie bedeutend sind alte Apfelsorten?
Sie werden heute kaum noch kultiviert, denn oft lassen sie sich kommerziell schlecht nutzen: Ernte oder Lagerung gestalten sich schwierig, oder sie liefern nur unregelmäßig Erträge. Streuobstwiesen sind heute ein wichtiger Anbauort für alte Sorten. Pomologenvereine – Pomologie ist die Lehre von den Obstarten und -sorten – kümmern sich um den Erhalt der genetischen Vielfalt. Das tun sie nicht nur, weil alte Sorten vielen besser schmecken. Sie sind zum Beispiel auch wichtig, um robustere und resistentere Sorten züchten zu können.
Wieso vertragen manche keine Äpfel?
Birken-, Erlen- und Haselpollenallergiker können auch auf Äpfel mit einem Kribbeln auf Zunge und Lippen oder Anschwellen der Mundschleimhaut reagieren – besonders während der Pollenflugzeit. Schuld an dieser Kreuzallergie sind Eiweißstoffe im Apfel, die denen in den Pollen sehr ähneln.
Sind alle Äpfel tabu für Allergiker?
Erhitzte Apfelprodukte wie Kompott oder Kuchen werden von den meisten Allergikern vertragen, da die auslösenden Allergene durch Hitze zerstört werden. Auch geraspelte Äpfel werden besser vertragen. Außerdem hat sich gezeigt, dass alte Sorten von Streuobstwiesen wie Goldparmäne oder Prinz Albrecht von Preußen häufig keine Probleme bereiten. Das kann an den oft höheren Gehalten an Polyphenolen liegen. Sie blockieren die Aufnahme des nicht verträglichen Proteins. In der neuen Sorte Santana ist der Proteingehalt sehr niedrig; auch viele Allergiker können sie essen.
Tipp: Erfahrungen von Allergikern mit verschiedenen Apfelsorten finden Sie unter www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html.
Wie bleiben Äpfel im Handel knackig?
Viele Tafeläpfel kommen nach der Ernte in ein sogenanntes CA-Lager (Controlled Atmosphere). Dort wird der Sauerstoffgehalt der Luft niedrig gehalten, der Kohlendioxidgehalt erhöht. Bei 1 bis 4 Grad Celsius und hoher Luftfeuchte fallen die Früchte in eine Art Winterschlaf. Bei der dynamischen CA-Lagerung wird der Sauerstoffgehalt in der Lageratmosphäre noch weiter abgesenkt. Eine andere Methode ist die MCP-Konservierung („SmartFresh“ genannt).Dabei werden die Äpfel mit dem Gas Methyl-Cyclopropen behandelt. So produzieren sie kaum das natürliche Reifegas Ethylen. Die Folge: Die Farbe der Schale bleibt erhalten, das Fruchtfleisch knackig.
Sind die Methoden unkritisch?
Sie gelten als unbedenklich. Im CA-Lager verlieren die Äpfel zwar ein paar Vitamine, aber weniger als im Keller zuhause. Sie bleiben ansehnlich, knackig und aromatisch.
Beim SmartFresh-Verfahren ist unter Experten strittig, inwiefern sich dadurch Aroma, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe verändern. Schlecht für Apfelliebhaber: Da es keine Pflicht für eine Kennzeichnung der Behandlung gibt, lässt sich nicht erkennen, wie die Äpfel konserviert wurden. In unserem letzten Apfeltest 2006 konnten wir übrigens in keinem Fall eine Behandlung mit dem Gas nachweisen.
Woher kommen unsere Äpfel?
Mehr als die Hälfte kommt aus heimischem Anbau: Rund eine Million Tonnen Äpfel ernten deutsche Apfelbauern pro Jahr. Den Rest importieren wir vor allem aus Italien, den Niederlanden, Frankreich, Neuseeland, Belgien und Österreich. Weltweit gesehen ist China der mit Abstand größte Apfelproduzent. Von dort stammt aber nur ein sehr geringer Teil der hier verkauften Tafeläpfel.
Schaden Importäpfel dem Klima?
Berechnungen der Universität Bonn ergaben, dass einheimische Äpfel bis zum Frühjahr eine bessere Klimabilanz aufweisen als aus Neuseeland importierte. Ihr langer Schiffstransport kostet mehr Energie als die Lagerung deutscher Äpfel. Deren Klimabilanz verschlechtert sich aber mit jedem Lagermonat im Kühlhaus, sodass ab dem Sommer bis zur neuen Ernte im Herbst Äpfel aus Übersee sogar klimafreundlicher sind. Wer mit dem Auto einkauft, macht aber jeden Vorsprung zunichte: In nur wenigen Kilometern kann ein Auto so viel klimaschädliches Kohlendioxid produzieren, dass sich die Unterschiede in den Energiebilanzen aufheben.
Äpfel essen oder Apfelsaft trinken?

Frische ungeschälte Äpfel sind Apfelsäften in puncto Polyphenolen überlegen, da diese in und unter der Schale sitzen.
Tipp: Bevorzugen Sie naturtrüben Apfelsaft. Er bietet mehr Polyphenole als klarer Apfelsaft. Denn diese Pflanzenstoffe gehen beim Filtern größtenteils verloren.
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- Im Test gibt es viel Mittelmaß. Nur wenige Apfelsäfte sind gut – alles naturtrübe Direktsäfte. Einer ist geschmacklich top. Konzentratsaft kann da nicht mithalten.
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