
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (afin) hat der Adcada GmbH aus Bentwisch das unerlaubt betriebene Einlagengeschäft untersagt. Die Firma müsse Anlegern umgehend ihr Geld zurück zahlen. Finanztest hatte Adcada bereits im Dezember 2018 auf seine Warnliste gesetzt. Jetzt wirbt die Firma zudem Geld ein, damit eine Tochterfirma Atemschutzmasken herstellen kann. Hier soll ein Zins von sagenhaften 12 Prozent drin sein. Die Experten von Finanztest ordnen das Angebot ein.
Adcada wehrt sich gegen Bafin-Anordnung
Die Anordnung der Bafin betrifft Adcada-Verträge über eine Immobilien-Anlage mit einer „110% besicherten Briefgrundschuld.“ Laut Bafin sei das Unternehmen verpflichtet, die angenommenen Gelder per Überweisung unverzüglich und vollständig an die Kapitalanleger zurückzuzahlen. Adcada hat gegen die noch nicht bestandskräftige Verfügung der Bafin rechtliche Schritte eingeleitet.
Warum Finanztest vor Adcada warnt
Finanztest hatte Adcada vor allem wegen seiner Werbung für risikobehaftete Geldanlagen kritisiert. Mit Sprüchen wie „Die clevere Festgeld Alternative“ oder eine „Geldanlage, die die Sicherheit klassischer Festgeldanlagen mit sich bringt“ war bei Anlegern der Eindruck entstanden, dass Zinsen zwischen 5 und 8 Prozent sicher zu erwirtschaften seien.
Aktuell gibt es für ein Festgeld mit 12 Monaten Laufzeit etwa 1 Prozent Zins im Jahr (zum Vergleich Festgeld auf test.de).
Gefahr des Totalverlusts
Tatsächlich bietet Adcada beispielsweise Unternehmensanleihen an, bei denen Anleger im schlimmsten Fall auch einen Totalverlust erleiden können. Unternehmen haben – anders als Banken mit Sitz in der Europäischen Union – keine gesetzlich garantierte Einlagensicherung, die das Anlegergeld im Fall einer Bankpleite bis zu 100 000 Euro absichert. Geht ein Unternehmen in die Pleite, sind die Einlagen der Kapitalgeber deshalb meist komplett verloren.
Zweifelhafte Werbung für Adcada Healthcare
Typisch für Adcada ist auch die neueste Werbung, die in Corona-Krisenzeiten für Anlagen ab 100 Euro mit „12 Prozent Zinsen pro Jahr, 100% erstrangig“ wirbt. Sie sollen bis zum 20. April gezeichnet werden.
Dabei sollen Anleger Geld in die Produktion von Atemschutzmasken investieren, die von der neu gegründeten Unternehmenstochter Adcada Healthcare hergestellt werden sollen. Ab 1. Mai will Adcada mit einer eigenen vollautomatischen Produktionsstraße 12 Millionen Schutzmasken pro Monat herstellen.
Das klingt vielversprechend. Ob sich die Investitionen in Adcada Heathcare bezahlt machen, ist jedoch ungewiss. So könnte beispielsweise die Herstellung eines Impfstoffes gegen Covid 19 das Tragen von Masken überflüssig machen.
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@IreneRabe: Vielen Dank für Ihre Informationen. Wir haben von Ihnen keinen Kommentar gelöscht. Vielleicht gab es Verbindungsproblem oder anderen, jetzt nicht mehr nachvollziehbare Gründe haben dazu geführt, dass die Website den Kommentar nicht abspeichern konnte. (maa)
Inzwischen hat Adcada ihre Zinsauszahlungen ab sofort bis auf weiteres beendet.
Ich glaube nicht, dass das ein weiteres Wiederholen ist, sondern etwas neues.
Ich hatte an Herrn W. Loeber vor ca 1 Stunde einen Kommentar geschrieben, der nicht angezeigt wird. Warum nicht?
Es betraf die Firma Adcada, die ihre Zinsauszahlungen eingestellt hat.
@ADCADA: Wir gehen davon aus, dass die Argumente ausgetauscht sind und bitten Sie, von weiteren Wiederholungen Abstand zu nehmen. Wir erlauben uns, den Austausch an dieser Stelle zu beenden. In Zukunft werden wir Posts zu dieser Auseinandersetzung löschen, da es sich lediglich um Wiederholungen bekannter Argumente handelt. (maa)
@alle: Artikel, die sich in der Vergangenheit mit den Angeboten der Arcanda befasst haben, finden Interessierte hier:
www.test.de/Riskante-Zinsangebote-Hohe-Zinsen-hohes-Risiko-5260798-0/
www.test.de/Adcada-GmbH-Adcada-soll-Einlagen-zurueckzahlen-5597870-0/
Anleger, die kein Risiko bei der Geldanlage eingehen wollen, empfehlen wir nur Tagesgeld oder Festgeld, das im Insolvenzfall durch eine leistungsfähige Einlagensicherung geschützt ist. Bei Zinsangeboten von Unternehmen mit verlockend hohen Zinsen raten wir generell zur Vorsicht, denn es gilt: Je höher die Rendite, desto höher ist das Risiko.
Wir warnen insbesondere dann Verbraucher vor den Risiken der Zinsanlage eines Unternehmens, wenn die Gefahr besteht, dass bei Verbrauchern aufgrund der Werbung das Missverständnis entstehen könnte, dass es sich um Festgeldanlage handele, die im Pleitefall mit bis zu 100 000 Euro nach der Einlagensicherungsrichtlinie der Europäischen Union geschützt ist, bzw. eine vergleichbare Sicherheit biete. Unabhängig wie überzeugend sich ein Geschäftskonzept anhört, besteht immer das unternehmerische Risiko eines Totalverlustes der Anlage in ein Unternehmen. Sei es, weil das Geschäftskonzept nicht aufgeht, weil sich der Markt verändert, weil Beteiligte sich zu hohe Provisionen und / oder Gehälter auszahlen, weil ein sogar strafrechtlich relevantes Verhalten Einzelner zu hohen Geldabflüssen führen, etc. Diese Risiken müssen Anleger bereit sein, in Kauf zu nehmen, bevor sie ihr Geld in ein Unternehmen stecken.
Eine mit einem Totalverlustrisiko behaftete Anlage stellt aus Verbraucherschutzsicht keine Alternative zu einem Festgeld bei einer einlagengesicherten Bank dar. (maa)