
© Foto: iStockphoto, Composing: Finanztest
Rainer von Holst zockt von den USA aus deutsche Anleger ab. Nun hat die Staatsanwaltschaft Augsburg zwei seiner Handlanger in Deutschland festgenommen – Tochter Anne und Sohn Alexander von Holst. Sie werden offenbar des Kapitalanlagebetrugs verdächtigt und sitzen seit dem 17. August 2018 in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Augsburg bestätigte. Antonia von Holst – eine weitere Tochter, die ebenfalls verhaftet wurde – ist seit dem 11. September 2018 wieder auf freiem Fuß.
Familien-Clan – Abzocken mithilfe der Kinder
Rainer von Holst hat in den USA und fernab der deutschen Justiz ein System der Abzocke aufgebaut (siehe unser Special Rainer von Holst und der Gerlachreport). Es ist darauf angelegt, Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen sowie Unternehmen und prominenten Personen Schutzgeldzahlungen abzunötigen. In Deutschland hat der seit Jahrzehnten justizbekannte Rainer von Holst seine dubiosen Finanzgeschäfte unter anderem mithilfe seiner erwachsenen Kinder Anne, Alexander und teilweise auch Antonia von Holst ausgeführt. Alle drei Kinder waren nach den Veröffentlichungen ihrer Machenschaften durch Finanztest zunächst abgetaucht und für geschädigte Anleger nicht mehr zu erreichen. Anfragen von Finanztest beantworteten sie nicht.
Mit diesen Firmen wurden Anleger geschädigt
Während Alexander von Holst vor allem für die krummen Geschäfte der Wurstwelten GmbH in Augsburg zuständig war, lenkte Anne von Holst die Geschäfte der etwa 200 Unternehmen umfassenden Bielefelder Firmenwelten AG. Vater Rainer von Holst gründete derweil von den USA aus immer neue Abzockerfirmen. Dabei benutzte er gerne Firmennamen, die denen bekannter großer Unternehmen ähnelten. Die Firmen hießen zum Beispiel Black Rock Advance, Enercrox, Halbstrom, Summi Viri, Wurstwelten oder Bankhaus von Holst. Über eine Firma Anzago wurde für ein „Stephen King College“ geworben (Finanzhai missbraucht Stephen Kings Namen), über eine Firma JPM Venture Plus LLC für unseriöse Renditetipps – und eine Newsroom LLC trommelte für den unseriösen Onlinedienst Gerlachreport.
Mit dem Gerlachreport wird Schutzgeld erpresst
Besonders perfide ist die Herausgabe des Onlinedienstes Gerlachreport, der angeblich zum „Schutz für Verbraucher, Investoren und Kapitalanleger“ beitragen soll (zum Hintergrund siehe Rainer von Holst und der Gerlachreport). Der Dienst erpresst Firmen und Personen. Dabei wird ihnen negative Berichterstattung auf der Onlineplattform Gerlachreport angedroht. Abwenden können die Betroffenen die rufschädigenden Artikel nur, indem sie teure PR-Verträge abschließen. Der Gerlachreport gibt im Impressum keine ladungsfähige Adresse an und kann deshalb kaum auf Unterlassung verklagt werden. Bisher haben – gewiss auch aus diesem Grund – eine Reihe von Firmen das geforderte Schutzgeld gezahlt, um keine Rufschädigung hinnehmen zu müssen.
Von Holst wirbt Anlagevermittler in Deutschland und Österreich
Nachdem die Staatsanwaltschaft mit Ermittlungen gegen den Von-Holst-Clan in Deutschland begonnen hat, versucht Rainer von Holst alte Bekannte in Deutschland und Österreich für neue dubiose Geschäfte zu gewinnen. Offenbar möchte er auch ehemalige Vertriebsmitarbeiter der Autark Invest AG gewinnen (siehe Autark Group AG: Dubiose Geschäfte gehen weiter). Sie sollen einen Partnerschaftsvertrag mit einer White House Capital Partners oder einer Axe Partners abschließen. Beide Unternehmen sind ansässig in 30 Broad Street, New York City. Dafür müssen die Vertriebspartner eine Einlage leisten, um anschließend für den Vertrieb von Produkten hohen Vergütungen kassieren zu können.
Die Einschätzung von Finanztest: Auch diese Geschäfte sind völlig unrealistisch. Für von Holst sind sie aber offenbar besonders wichtig. Zuletzt hat er Dutzende negative Artikel über den wegen dubioser Finanzgeschäfte vorbestraften Autark-Chef Stefan Kühn aus dem Gerlachreport entfernt.
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