
Die Deutschen sind Weltmeister im Mülltrennen. Doch nicht alles landet in der richtigen Tonne. Schuld sind oft Vorurteile und Halbwahrheiten. Soll man Jogurtbecher vor dem Wegwerfen ausspülen und Essensreste einfach in die Toilette kippen? test.de stellt verbreitete Müllirrtümer richtig.
Richtig oder falsch?
Mülltrennung bringt nichts. Die Entsorger schütten ohnehin anschließend alles zusammen, um ihre Verbrennungsanlagen auszulasten.
Falsch. Nachträgliches Zusammenschütten wäre ein Gesetzesverstoß: Vorschrift ist, Abfälle so weit wie möglich wiederzuverwerten oder zu recyceln (siehe Kasten „Gut für den Kreislauf“). Zudem lohnt sich Mülltrennung für die Entsorger, weil sich mit den Wertstoffen noch Geschäfte machen lassen. Sie aus dem Restmüll herauszusortieren rechnet sich hingegen in der Regel nicht siehe . Er wird deswegen meist verbrannt oder als Brennstoff für die Industrie aufbereitetet.
In die graue Tonne darf alles hinein – der Müll wird ohnehin sortiert.
Falsch. „Was sich im Restmüll vermischt, lässt sich nur mit hohem Aufwand wieder trennen“, sagt Sabine Thümler, Sprecherin der Berliner Stadtreinigungsbetriebe. So würde Zeitungspapier derart durchfeuchtet und verschmutzt, dass Sortieranlagen überfordert wären. „Immerhin gewinnen wir nach dem Verbrennen von jährlich etwa 500 000 Tonnen Restmüll aus der Schlacke noch zirka 16 000 Tonnen verwertbares Metall.“ Der Rest wandere als Zuschlagstoff in den Straßenbau oder werde zum Abdecken stillgelegter Deponien verwendet.
Zum Recyclinghof zu fahren, ist nur für große Gegenstände sinnvoll.
Falsch. Auf den Wertstoffhof gehört alles, was sich nicht über eine Tonne auf dem Grundstück, öffentlich zugängliche Behälter oder mobile Dienste entsorgen lässt. Das gilt etwa für Tapetenreste, Bodenbeläge, Möbel, Matratzen – aber auch kleinteiligeren Müll, der Wert- oder Schadstoffe enthält, wie CDs, Elektrogeräte, Energiesparlampen, Batterien und Akkus. Letztere lassen sich auch in jedem Geschäft, das Batterien verkauft, kostenlos über die grünen Sammelboxen des Gemeinsamen Rücknahmesystems (GRS) entsorgen.
Essensreste kann man ruhig in die Toilette kippen.
Falsch. Essensreste mit festen Bestandteilen können Ratten aus der Kanalisation anlocken. Auch Fettablagerungen in den Rohren können zu einem Problem werden. Öle, Fette sowie Reste von Suppen und Soßen besser mit Haushaltspapier aufnehmen und im Hausmüll oder in der Biotonne entsorgen. Größere Mengen, zum Beispiel Öl aus der Fritteuse, in verschließbaren Behältern in den Hausmüll werfen.
In die blaue Tonne kommt alles, was mit Papier zu tun hat.
Stimmt so nicht. Verbundmaterial hat dort nichts zu suchen – so gehört mit Folie beschichtetes Papier, in das der Fleischer die Wurst einwickelt, in den Hausmüll. Verschmutztes Küchenkrepp und Papiertaschentücher sind ein Fall für die Biotonne.
Was muss in die orange Tonne?
In die neuen Wertstofftonnen gehören auch Töpfe und Elektronikschrott.
Es kommt darauf an. Die orangefarbenen Tonnen gibt es noch nicht überall – geschweige denn eine einheitliche Regelung, was hineindarf. Das soll sich erst mit dem seit längerem geplanten Wertstoffgesetz ändern. So lange gilt: Infos an der Tonne beachten oder den Entsorger fragen!
Jogurtbecher müssen vor dem Wegwerfen gesäubert werden.
Falsch. Es reicht, wenn sie „restentleert“ sind. Sie zu spülen kostet nur Energie und Wasser. Kunststoff wird zu Granulat geschreddert, gewaschen und verwertet. Ein Teil wird verbrannt.
Glas nach Farben zu trennen ist überflüssig.
Falsch. Aus der Tatsache, dass alle Tonnen in dasselbe Fahrzeug ausgeleert werden, sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen, denn es besitzt verschiedene Kammern. Nur wenn im Weißglas keine farbigen Flaschen und Gläser landen, kann es wieder zu weißem Glas recycelt werden.
Alte Medikamente muss man nicht zur Apotheke bringen, sie dürfen in den Restmüll.
Jein. Sagt der Beipackzettel nichts anderes aus, dürfen sie in den Hausmüll. Eine Gefahr fürs Grundwasser besteht nicht, da der Müll vorbehandelt und Schadstoffe zerstört werden. Wer sichergehen will, dass die Medikamente nicht in Kinderhände gelangen, sollte sie zu einer Apotheke bringen, die sie freiwillig zurücknimmt. Manche Gemeinden bieten auch Schadstoffsammelstellen an. Arzneimittel niemals über Toilette oder Waschbecken entsorgen!
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Wir denken, dass das Bewusstsein für die Mülltrennung ein sehr wichtiger Bestandteil für jedes Mind-Set ist. Deshalb freuen wir uns über diesen tollen Ratgeber.
Warum verlangt man offiziell für feuchten Biomüll "durchsiffende" und reißende (ungewachste) Papiertüten zu verwenden, während man routinemäßig Plastiktüten durch Trommelsiebe aus dem Biomüll trennen kann? http://www.zeit.de/video/2011-08/1090911485001/kompostierbarer-muell-dr-max-mythen
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass die Verbraucher auch bei einer geringen Gebührenerhöhung (für mehr/leistungsfähigere Trennmaschinen) es schätzen würden, wenn er keine Biomülleimer in der Küche spülen müsste und nichts auf dem Weg zur Tonne im Haus tropft..
Wenn man schon über 3 EUR pro durch Mülltrennung eingespartem Liter Öl ausgibt ( http://www.welt.de/print-welt/article700089/Warum-Muelltrennung-Muell-ist.html ), während man woanders Heizöl wegen suboptimal isolierten Gebäuden verheizt, sollte man wenigstens die Technologie offensiv weiterentwickeln und die Kosten (auch die versteckten durch Arbeitsaufwand und Autofahrten zum Wertstoffhof für Cds?!, vermüllte Straßen durch provisorisch wirkende gelbe Säcke..) reduzieren.
Hin und wieder gibt es Fernsehberichte über vollautomatische Mülltrennanlagen, die angeblich gut funktionieren. Wenn das der Fall sein sollte, sollte die Maschinenbauindustrie mal ein wenig Lobbyarbeit betreiben - populär wäre dies..
Hier auch ein guter Online-Ratgeber rund um alle Fragen zum Recycling: www.recycling-ratgeber.de.
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