Wer Chancen auf den Kapitalmärkten nutzen will, muss die wichtigsten Regeln kennen. Finanztest erläutert daher in jeder Ausgabe ein grundlegendes Thema.
Der Kauf eines Bund-Futures ist ein Geschäft auf die Zukunft mit ungewissem Ausgang, ein so genannter Terminkontrakt. Wer einen Future kauft, erwirbt den Anspruch, einen bestimmten Gegenstand in der Zukunft geliefert zu bekommen. Der Gegenstand, um den es sich hier handelt, sind Anleihen der Bundesrepublik Deutschland (Bundesanleihen), deshalb der Name "Bund". Der Bund-Future, inzwischen korrekt Euro-Bund-Future genannt, ist ein standardisierter Liefervertrag über Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland.
Käufer und Verkäufer eines Futures verpflichten sich, das Geschäft zu einem bestimmten Termin abzuwickeln. Es gibt einen Bund-Future, der bis zum 10. März 2000 läuft. Käufer und Verkäufer einigen sich zum Beispiel am 10. Dezember darauf, dass der Käufer am 10. März eine bestimmte Zahl Anleihen bekommt, die am 10. Dezember 100.000 Euro wert sind.
Egal wie teuer die Anleihen bis März werden: Der Käufer, der sie sich mit einem Bund-Future im Dezember 1999 gesichert hat, wird sie zum vereinbarten Preis von 100.000 Euro bekommen. Wenn die Kurse der entsprechenden Anleihen bis dahin gestiegen sind, macht er ein gutes Geschäft. Anders, wenn der Wert der Anleihen sinkt: Dann muss er trotzdem 100.000 Euro dafür zahlen.
Riskante Anlage
Es sei denn, er hat die veränderte Entwicklung rechtzeitig vorhergesehen und seinen Liefervertrag für die Bundesanleihen noch vor Fälligkeit verkauft. Denn der Bund-Future, der die Erwartung auf die Entwicklung der Anleihen ausdrückt, wird an der Börse wie ein normales Wertpapier gehandelt. Dadurch verändert sich sein Kurs.
Der Bund-Future hat einen Kontraktwert von rund 100.000 Euro.
Doch der Käufer muss beim Abschluss des Vertrags nicht den vollen Wert bezahlen, sondern nur einen Bruchteil. Bei manchen Händlern reicht bereits ein Betrag von 1.600 Euro aus. Trotzdem ist das Spekulationspapier für Kleinanleger zu riskant.
Geld nachschießen
Die Bank des Anlegers prüft jeden Abend das Depot ihres Kunden und die Entwicklung des Bund-Futures. Kursdifferenzen muss der Kunde täglich von einem so genannten Margin-Konto ausgleichen. Steigt der Kurs des Bund-Futures an der Börse, weil viele Käufer sich in Erwartung von Kurssteigerungen bei den Anleihen die Papiere für den Stichtag billig sichern wollen, dann bekommt der Inhaber des Papiers die Differenz auf seinem Kundendepot gutgeschrieben. Fällt dagegen der Kurs des Bund-Futures unter den vereinbarten Kurs, dann muss der Käufer die Differenz noch am Abend des betreffenden Börsentags ausgleichen.
Fällt der Bund-Future zum Beispiel um 1,6 Prozent, sind das bei einem Ausgangswert von 100.000 Euro bereits 1.600 Euro, die der Anleger noch einmal nachschießen muss. Am nächsten Tag geht das Spiel weiter.
Steht der Bund-Future bei Fälligkeit um 1,6 Prozent niedriger, hat der Anleger 1.600 Euro verloren. Steigt der Bund-Future bis zur Fälligkeit dagegen um beispielsweise 1,6 Prozent, hat er diesen Betrag gewonnen.
Zum Stichtag, an dem der gekaufte Bund-Future fällig wird, hat der Anleger zwei Möglichkeiten: Sein Konto wird aufgelöst und er realisiert den Gewinn oder Verlust, der während der Laufzeit durch die Kursentwicklung des Bund-Futures entstanden ist. Oder er kauft jetzt die Anleihen, die er sich gesichert hat. Dann müsste er die vereinbarten 100.000 Euro zahlen, egal ob die entsprechenden Anleihen mittlerweile an der Börse billiger oder teurer geworden sind.
Der Bund-Future repräsentiert fiktive Anleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren und einem Zins von 6 Prozent. Da es in der Regel keine Bundesanleihen mit diesem Zins und exakt 10-jähriger Laufzeit gibt, werden bei Fälligkeit echte Anleihen umgerechnet, so dass sie der fiktiven Anleihe entsprechen.
Barometer für den Rentenmarkt
Unabhängig von der Laufzeit der fiktiven Bundesanleihe beträgt die maximale Laufzeit eines Bund-Futures neun Monate. Fälligkeitstage sind der 10. März, 10. Juni, 10. September und 10. Dezember.
Wer einen Kontrakt mit langer Laufzeit kauft, geht dabei ein höheres Risiko ein, da er sich auf einen längeren Spekulationszeitraum einlässt. Je näher der Stichtag rückt, umso präziser drückt der Kurs des Bund-Future die tatsächliche Entwicklung der Anleihen aus. Der Zeitraum, über den die Anleger spekulieren, wird schließlich immer kürzer.
Weil der Bund-Future auf Erwartungen der Marktteilnehmer basiert, ist er ein Barometer für den zukünftigen Zinstrend: Wenn er steigt, steigen darauf am Rentenmarkt die Kurse und die Renditen fallen.
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