Es war der Film „Avatar“, der eine 3D-Begeisterung auslöste. Das war im Jahr 2009 und ist inzwischen Geschichte. Heute reden Kenner vom 3D-Desaster. Das Buch der mehr als hundertjährigen Geschichte der Filmkunst bekommt wohl ein weiteres Kapitel unter der Überschrift Flop. Sehenswerte 3D-Filme sind noch immer Mangelware. Die Technik sorgt bei etlichen Zuschauern für Unwohlsein. Die Hersteller warnen vor Risiken und Nebenwirkungen. Begeisterung geht anders.
Ihr Sehsinn lernt noch
Probleme bereitet die 3D-Darstellung, weil Fernseher für den Tiefeneindruck tricksen. Erwachsene reagieren mit Unwohlsein, ihr Raumgefühl leidet kurzzeitig. Kinder, deren Sehsinn noch lernt, könnten dauerhaft Schaden erleiden. Der Sehsinn wird falsch programmiert, meinen Ärzte wie Professor Dr. Albert J. Augustin, Direktor der Augenklinik Karlsruhe (siehe Interview). Betroffen sind Kinder bis etwa zum zehnten Lebensjahr. Im Vorschulalter sollten sie 3D gar nicht sehen, sonst höchstens eine halbe Stunde am Tag. Probleme treten bei jeder 3D-Technik auf – auch bei Erwachsenen.
Für großen Abstand sorgen
Der Sehsinn nutzt drei Methoden für räumliches Sehen. Filme in 3D bedienen nur eine, die Parallaxe. Sie zeigen jeweils zwei Bilder – passend für das rechte und das linke Auge. Je nach Tiefeneindruck will das Auge nun auf unterschiedliche Entfernungen scharfstellen, Akkomodation genannt. Das führt beim künstlichen 3D zu unscharfem Sehen, denn die Mattscheibe ist stets gleich weit entfernt. Der Sehsinn muss korrigieren. Bleibt die dritte Methode, das Eindrehen der Augen bei nahen Objekten – sie heißt Konvergenz. Diese Schwäche des 3D-Fernsehens stört, wenn Objekte scheinbar auf den Zuschauer zufliegen. Erst bei Entfernungen über drei Meter stehen die Augen etwa parallel.
Tipp: Mehr Sehabstand. Kinder legen sich gern vor den Fernseher – das ist bei 3D gar nicht gut. Im Kino wirkt 3D verträglicher.
Beeindruckende Illusion
Wohin geht der Ballabschlag? Wer Fußball in 3D guckt, sieht das sofort. Damit das klappt, zeigen die Fernseher zwei Teilbilder. Darin gleichen sich die Techniken. Die etablierten 3D-Techniken mit 3D-Brille haben noch etwas gemeinsam: Die speziellen Brillen verdunkeln das Bild und sind unkomfortabel. Ein Unterschied besteht aber darin, mit welcher Technik das Fernsehgerät die beiden Teilbilder erzeugt.
Aktive Brillen: Flimmernde Bilder
Eine der Fernsehtechniken nutzt aktive, sogenannte Shutterbrillen. Fernseher übertragen zwei Teilbilder nacheinander. Statt 120 Teilbildern pro Sekunde sieht jedes Auge nur 60. Diese 3D-Brillen verdunkeln in schnellem Wechsel die Gläser, so sieht jedes Auge das richtige Teilbild. Das erzeugt ein Flackern vor den Augen – riskant für Menschen mit Neigung zu epileptischen Anfällen. Umgebungslicht und subjektive Veranlagung entscheiden, wie das stört.
Tipp: Schummeriges Fernsehlicht schaffen und Lichtquellen außerhalb des Sichtfelds platzieren. Das mindert das Flackern.
Passive Brillen: Ruhigere Bilder
Fernseher mit passiver 3D-Technik zeigen beide Teilbilder gleichzeitig. Polarisationsfilter auf dem TV-Display trennen das Licht für rechtes und linkes Auge. Unterschiedlich polarisierte Brillengläser lassen jeweils nur das richtige durch. Es gibt kein Flackern, das Fernsehbild wirkt ruhiger. Die passive Technik halbiert aber die Anzahl der Bildpunkte pro Teilbild. Der Auflösungsverlust ist aus der Nähe beim Blick auf schräge Kanten sichtbar.
Tipp: Bei einem Sehabstand ab etwa der dreifachen Bilddiagonale fällt der Auflösungsverlust nicht mehr auf.
Passiv, ohne Brille
Fernsehen mit Tiefeneindruck, aber ohne Brille bietet der Toshiba 55ZL2G. Seine Technik nennt sich autostereoskopisches Fernsehen. Sie steckt auch in einigen Smartphones und Spielekonsolen. Der Toshiba ortet die Augen der Zuschauer mit einer Kamera und richtet das Bild über Mikrolinsen direkt auf diese aus. Der Tiefeneindruck ist schlechter als bei den anderen Techniken. Er schwankt bereits bei minimalen Änderungen von Kopfhaltung und Sitzposition stark und ist über die Bildfläche ungleichmäßig. Stets sind die Mikrolinsen zu sehen. Sie überziehen die Bildschirmoberfläche wie ein feines Fliegengitter. Begeisterung löst das nicht aus.
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Wir empfehlen, Kinder im Vorschulalter generell kein 3D schauen zu lassen. Ältere Kinder können wegen des weiteren Sehabstandes sicherlich hin und wieder auch einen Kinofilm besuchen. Jedoch sollte
man bei Anzeichen von Unwohlsein den Kinobesuch abbrechen (SG)
Offen bleibt für mich die Frage, ob Kinder unter 10 Jahre 3D hin und wieder im Kino schauen dürften, da dort die Entfernung größer ist!?
Viele der Animationsfilme im Kino scheinen direkt auf Kinder zugeschnitten. Mein Nachwuchs lehnt das aber nach einigen Tests ab - zu anstrengend und zu verwirrend sind die Filme.