3D-Drucker

Schnell­test 3D-Drucker (vom 28. Mai 2013): Zukunfts­technik mit Kinder­krankheiten

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3D-Drucker - Gute Druck­qualität schon für unter 300 Euro

Makerbot Replicator 2 Desktop 3D-Printer. Preis: 2 199 US-Dollar. Den Drucker gibt es im amerikanischen Online­handel. Zum Preis kommen Versand­kosten und Zoll­gebühren. © Stiftung Warentest

Dieser Drucker ist anders. Der 3D-Drucker Makerbot Replicator 2 druckt keine Fotos oder Text­seiten – er fertigt Gegen­stände wie Tassen, Schrauben oder Handy­hüllen. test.de zeigt im Video, wie der 3D-Drucker funk­tioniert und klärt im Schnell­test, ob die faszinierende Technik etwas für Jedermann ist.

3D-Drucker Testergebnisse für 8 3D-Drucker 11/2020 freischalten

Dieser Schnell­test ist am 28.5.2013 auf test.de erschienen. Wir stellen die Ergeb­nisse hier aus historischen Gründen im damaligen Wort­laut weiter zur Verfügung.

3D-Druck – zwischen Vision und Wirk­lich­keit

Eine Teekanne aus dem Drucker. Das Video zeigt den 3D-Drucker im Einsatz.

Was die einen eher an Science-Fiction der Marke Raumschiff Enterprise erinnert, halten andere für die größte Revolution seit der Erfindung des Internets. 3D-Drucker galten lange Zeit als Hightech für Entwick­lungs­abtei­lungen großer Konzerne. Mitt­lerweile werden solche Geräte aufgrund sinkender Preise auch für Privatnutzer interes­sant. Bis auf den Namen haben sie wenig gemein mit herkömm­lichen Druckern. Sie erstellen keine Fotos oder DIN-A4-Seiten mit Text, sondern „drucken“ dreidimensionale Objekte. Enthusiasten glauben, dass wir Produkte in der Zukunft nicht mehr kaufen, sondern das Teeservice oder die Kuchenform selbst drucken und nur noch für das entsprechende 3D-Modell bezahlen. Manche Visionen gehen sogar soweit, dass 3D-Drucker Organe oder Nahrung herstellen könnten. Die Firma Makerbot macht einen Schritt in diese Zukunft. Sie hat mit dem Replicator 2 einen 3D-Drucker geschaffen, der auf den Markt der Privat­anwender abzielt. 2 199 Dollar kostet er im amerikanischen Onlineshop, dazu kommen Versand­kosten und Zoll­gebühr. Für einen 3D-Drucker ist das ein güns­tiger Preis.

So funk­tioniert der 3D-Drucker

3D-Drucker - Gute Druck­qualität schon für unter 300 Euro

Unter www.thingi­verse.com laden Nutzer das 3D-Modell herunter. © www.thingi­verse.com

Der Replicator 2 druckt Objekte aus einem Kunststoff namens PLA. Das Plastik wird von einem kleinen Motor von einer Rolle in den Druck­kopf gezogen, dort geschmolzen und durch eine Düse als dünner Faden auf eine Plexiglasplatte aufgetragen. Diese Platte wandert während des Druck­prozesses nach unten, während der dünne Plastikfaden Schicht für Schicht aufeinander gestapelt wird. Das Objekt wächst in die Höhe. Das Druck­material gibt es in verschiedenen Farben. Allerdings schafft der Drucker nur eine Farbe gleich­zeitig. Als Quelle für den Ausdruck dienen 3D-Modelle. Die finden Nutzer kostenlos im Web. Unter www.thingiverse.com gibt es, was das Drucker­herz begehrt: Von Tassen, Hand­yhüllen über Modelle antiker Bauwerke ist alles dabei. Versierte Nutzer können auch selbst 3D-Modelle mit CAD- oder Grafik-Programmen erstellen. Für Architekten oder Produktde­signer könnte der Makerbot zum Beispiel interes­sant sein, um recht einfach und kostengünstig Modelle ihrer Entwürfe zu erstellen.

Software mit wenig Möglich­keiten und wenig Hilfe

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So sieht die Makerbot-Software aus. Auf der Platt­form können Nutzer das Modell platzieren und die Größe einstellen. © Makerbot-Software

Bevor das herunter­geladene 3D-Modell druck­bereit ist, müssen es Nutzer mit Hilfe der mitgelieferten Makerbot-Software am Computer aufbereiten. In der Software haben Nutzer zum Beispiel die Möglich­keit, die Größe des Objekts zu bestimmen. Auch die Druck­qualität kann in drei Stufen von „low“ über „medium“ bis „high“ einge­stellt werden. Je höher die Qualität, desto länger dauert am Ende der Druck. Allerdings ist das Objekt dann auch stabiler. Software und Bedienungs­anleitung gibt es nur auf Eng­lisch und die Hilfe­stel­lungen fallen dürftig aus. Die Makerbot-Software ermöglicht noch ein paar wenige weitere Einstel­lungen. So kann der Nutzer zum Beispiel die maximale Schmelz­temperatur oder die Absenk­geschwindig­keit der Bodenplatte modifizieren. Welche Auswirkungen das auf den Druck haben könnte, erfährt der Nutzer hingegen nicht. Zudem gibt es keine Möglich­keit, bereits vorhandene Modelle mit der Software selbst weiterzuentwickeln oder gar ganz neue Modelle zu entwickeln.

Ein Druck kann Stunden dauern

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Fehl­druck: Bei diesem Lego­stein haben sich die einzelnen Plastikschichten nicht miteinander verbunden. © Stiftung Warentest

Hat der Nutzer das Objekt der Begierde fertig konfiguriert, berechnet die Software die Druck­vorlage. Das kann im Einzel­fall mehrere Stunden dauern. Die fertige Vorlage gelangt entweder per mitgelieferte SD-Karte oder per USB-Kabel vom Computer an den Drucker. Der Weg über das USB-Kabel ist jedoch nicht ganz so empfehlens­wert. Zwar erkannten sowohl Wind­ows- als auch Mac-OS-Rechner den Drucker ohne Probleme. Allerdings muss der Rechner bei der Über­tragung via Kabel die ganze Zeit ange­schaltet sein. Unnötig – besonders wenn man bedenkt, dass der Druck eines aufwendigen Objekts wie einer Tasse bei mitt­lerer Qualität bis zu 12 Stunden dauern kann. Geht der Rechner zwischen­durch in den Standby-Modus oder startet er zwischen­zeitlich neu, ist der Druck dahin. Wenn es alles klappt, verbraucht der Druck einer Tasse bei mitt­lerer Qualität zirka 110 Gramm Plastik. So entstehen Druck­kosten von guten 4 Euro.

Test­kommentar

Der Makerbot Replicator 2 leidet derzeit noch an Kinder­krankheiten. Grund­sätzlich funk­tioniert die Technik aber und ermöglicht es, zuhause 3D-Objekte aus Plastik zu drucken. Für Bastler könnte das schon jetzt interes­sant sein – wie auch für kleine Unternehmen, die schnell und einfach Modelle von Entwürfen anfertigen wollen. Interes­sant ist der 3D-Drucker zum Beispiel für Produktde­signer, Architekten, Universitäten und Schulen. Alle anderen sollten im Zweifel mit dem Kauf lieber noch warten, bis sich die Technik verfeinert hat und die Material- und Produkt­vielfalt höher ist.

Beim Einrichten ist Geduld gefragt

Vor dem Druck müssen Nutzer die Grund­platte von Hand ausrichten. Von der exakten Ausrichtung hängt die Qualität des Druck­ergeb­nisses maßgeblich ab. Ist die Platte zu weit weg vom Druck­kopf, entstehen Löcher zwischen den einzelnen Plastikschichten und von der schönen neuen Tasse bleibt nur Plastikschrott übrig. Die Ausrichtung erfolgt über drei Schrauben, die der Nutzer einzeln einstellt. Das muss auf ein Zehntel Milli­meter genau erfolgen. Von Hand ist das schwierig. Ob die Ausrichtung geglückt ist, merkt der Anwender erst im Laufe des Druck­prozesses. Bis ein Druck die Erwartungen erfüllt, dürfte der eine oder andere Fehl­druck dabei sein. Im Test betrug die Fehler­quote etwa 50 Prozent. Da kann aus Faszination schnell Frustration werden. Mit zunehmender Erfahrung finden Nutzer aber die richtige Einstellung und der Druck klappt.

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Stopp beim Plastiknach­schub

Eine weiteres Problem: Nicht immer funk­tionierte die Plastikversorgung im Test reibungs­los. Gelegentlich zog der Drucker das Plastik nicht in den Druck­kopf nach und arbeitete ohne Material weiter. Aufwendige Objekte in hoher Qualität dauern aber schon mal 12 Stunden. Wer sich nach Stunden des ungeduldigen Wartens aufs Ergebnis freut, erlebt eine böse Über­raschung, wenn von der Tasse nur der Boden gedruckt wurde. Dann heißt es: von vorne anfangen.

Vorsicht ist geboten beim Ablösen

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Die gedruckten Objekte haften sehr stark an der Bodenplatte. Beim Ablösen ist gleichermaßen Kraft und Fingerspitzengefühl gefragt. © Stiftung Warentest

Beim Ablösen des fertig gedruckten Objektes von der Plexiglasplatte sind Kraft und Fingerspitzengefühl gleichermaßen gefragt. Die Ausdrucke haften recht fest auf der Oberfläche. Besonders bei einer dünnen Boden­schicht kann es passieren, dass die unterste Schicht hängen bleibt und das Druck­objekt dadurch beschädigt ist. Vorsichtig sollte auch sein, wer die fertige Tasse mit heißem Tee füllt. Eine Testtasse in mitt­lerer Qualität wurde recht schnell weich und undicht, nachdem die Prüfer heißes Wasser einge­füllt hatten.

Tech­nische Daten und Ausstattung

Anbieter

Makerbot

Produktbezeichnung

Replicator 2 Desktop 3D-Drucker

Anbiete­radresse

www.makerbot.com

Preis ohne Versand und Zoll

2 199 Dollar

1 690 Euro

Maße Breite x Höhe x Tiefe

49 x 38 x 32 cm

Gewicht

11,5 kg

Maximale Druck­größe

28,5 x 15,3 x 15,5 cm

Druck­material

Poly­lactide (PLA)

Preis Druck­material pro kg,
ohne Versand und Zoll

48 Dollar

37 Euro

Druck­farben

Weiß, Rot, Grün, Gelb, Orange, Trans­parent, Blau

Strom­verbrauch

Betrieb

70 Watt

Standby

9 Watt

Aus

0,4 Watt

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16 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • macruch am 12.12.2020 um 09:46 Uhr
    Dinge, die die Menschheit braucht

    @Kaffee-Liebhaber
    Mit 3D-Druckern lassen sich sehr wohl sinnvolle Dinge herstellen.
    So habe ich z.B. meine Kettensäge repariert oder meine Heizung vor dem Tod bewahrt, weil es keine Ersatzteile mehr gibt. Auch Werkzeuge habe ich konstruiert und gedruckt. Staubfänger habe ich nur am Anfang in der Spielphase gedruckt.
    Und ihr Gerät mit dem Sie den Kommentar verfasst haben: kommt das nicht aus China? Die Herkunft ist kein Argument gegen die Drucker.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 07.12.2020 um 10:22 Uhr
    rotes PLA und schwarzes PLA

    @JuergenWeigert: Bei unseren Untersuchungen waren die Schadstoffe bei rotem und schwarzem PLA nicht auffällig. Auch wenn alle Filamente von verschiedenen Anbietern mit dem Drahtdurchmesser 1,75 Millimeter kompatibel sind, gibt es sicherlich Qualitätsunterschiede. Die Qualität kann auch bei verschiedenen Herstellungschargen variieren.
    Es gibt allerdings so viele verschiedene Filamente, dass wir sie nicht systematisch einem vergleichenden Warentest unterziehen können. (DB)

  • JuergenWeigert am 04.12.2020 um 14:05 Uhr
    rotes PLA und schwarzes PLA

    ComicSans schrieb: "...Betriebskosten die Punkte „rotes PLA“ und „schwarzes PLA“ auf. Die Preise variieren "
    Man sieht oft grosse Preisunterschiede zwischen verschiedenen Herstellern und Farben. Ich frage mich, ob nicht die Farbe eine ganz wesentliche Rolle bei der Materialqualität spielen könnte.
    Wenn z.B. schwarzes PLA Filament 20 EUR kostet, die gleiche Menge und Sorte glasklar oder neonrot, aber 30 EUR, dann drängt sich mir ein altes Vorurteil auf: in schwarzem Material "könnte" der Hersteller Müll verstecken, was bei klaren oder hellen Farben offensichtlich werden würde.
    Ich hatte das tatsächlich schon: In meinem Regal steht eine kleine Drachenstatuette, unten Neon-Grün, in der Mitte Schwarz, oben wieder Neon-Grün. Gemacht mit zwei fliegenden Filamentwechseln während des Drucks. Das Grün vorher und nachher ist einwandfrei, das Schwarz aber sehr unsauber gedruckt. Da kommt man ins Grübeln.
    Ein Test dazu würde mich sehr interessieren. Das ist ja auch eine Frage der Schadstoffe.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 09.11.2020 um 12:33 Uhr
    Im Test verwendete Filamente

    @Anwolsch: Wir haben immer mit den mitgelieferten oder vom Druckeranbieter angebotenen oder empfohlenen Filamenten gedruckt.
    Zudem können bei allen von uns einbezogenen 3D-Druckern alle 1,75-Millimeter-Filamente verwendet werden, sofern die Düsentemperatur passend eingestellt und die Grundplatte bei Druck gegebenenfalls geheizt werden kann, wie es zum Beispiel beim ABS-Filament-Druck erforderlich ist. (Bu)

  • anwolsch am 08.11.2020 um 18:35 Uhr
    Testmethodik

    Aus dem Test ist mir nicht ganz ersichtlich, ob Sie alle Drucker mit dem Gleichen Filament getestet haben oder nicht. Da die filamentwahl einen sehr großen Einfluss auf die Druckqualität hat, wäre dies sehr Interessant zu wissen.
    Es wäre auch gut zu erwähnen, dass offene und geschlossene Bauformen besser oder schlechter für verschienenen Filament sind (PLA benötigt eine schnelle Kühlung und profitiert somit von einem offenem Gehäuse, während ABS am besten sehr langsam runter gekühlt wird, um das Aufreißen des Werkstücks zu vermeiden).
    Meine persönliche Empfehlung für Einsteiger ist der Creality Ender 3 Pro mit einem Glasbett, welcher dem Prussia I3 ähnelt und mit Glasbett für unter 200€ zu haben ist. Man muss sich jedoch etwas mehr in die Materie einarbeiten als mit dem Prussia. Dies ist jedoch nicht so problematisch, da für diesen Drucker sehr viel usergemachte dokumentation online vorhanden ist.