
Immer mehr Fernseher können 3D-Bilder zeigen. Jetzt auch selbst gemachte: Panasonic bietet einen Camcorder dafür. Der Panasonic HDC-SDT750 mit Vorsatzlinse nimmt dreidimensionale Bilder auf. Die Stiftung Warentest hats ausprobiert. Mit mäßigem Erfolg. Den Bildern fehlt die Tiefe. Der Schnelltest klärt auf.
3D-Fernsehen mit Brille
Gute 3D-Bilder sind ein echtes Erlebnis. Häuserfluchten und Wälder wirken tief wie nie. Menschen, die im Urlaubsvideo auf die Kamera zulaufen, landen direkt im Wohnzimmer. Das Geschehen auf dem Bildschirm springt dem Betrachter förmlich ins Auge. Genauer: in die Brille. 3D-Fernsehen funktioniert heute meist mit einer speziellen Brille, der so genannten Shutter-Brille. Sie zaubert aus zwei Bildern einen plastischen Effekt. Einige moderne Fernseher sind bereits auf die Technik ausgelegt. Panasonic bietet seit Herbst 2010 auch einen 3D-Camcorder an. Für eigene 3D-Aufnahmen.
Hochwertiger Camcorder

Der Panasonic HDC-SDT750 ist zunächst mal ein hochwertiger HD-Camcorder mit drei Bildchips und progressiver Aufnahmetechnik (1080/50p). Progressiv heißt: Der Camcorder zeichnet Vollbilder auf, nicht zwei Halbbilder wie bisher in der Fernsehtechnik üblich. Die Darstellung von Vollbildern verringert das Flimmern beim Bildaufbau. Ansonsten funktioniert der Panasonic HDC-SDT750 wie alle anderen Camcorder auch. Er liefert zweidimensionale Bilder. Preis: rund 1 400 Euro. So die unverbindliche Preisempfehlung von Panasonic. Realistischer ist der Onlinepreis: etwa 850 bis 950 Euro (Stand: Februar 2011).
Vorsatzlinse bringt 3D

Dreidimensionale Bilder liefert der Panasonic HDC-SDT750 erst durch seine Vorsatzlinse. Die gehört zur Grundausstattung, ist also im Kaufpreis enthalten. Vorteil dieser Lösung: Der Camcorder funktioniert mit und ohne Vorsatzlinse. Nachteil: Wer 3D-Videos aufnehmen will, muss erst die Vorsatzlinse montieren und den Camcorder darauf einstellen. Die Prozedur ist etwas umständlich. Sie dauert mehrere Minuten.
Zwei Bilder gleichzeitig
Durch die Vorsatzlinse nimmt der Camcorder gleichzeitig zwei Bilder auf. Für das rechte und das linke Auge. Die Bilder liegen nebeneinander, der Abstand beträgt 14 Millimeter. "side-by-side" heißt diese 3D-Technik. Bei der Wiedergabe fügt der Camcorder die beiden Bilder wieder zusammen. Die 3D-Brille zaubert aus der unterschiedlichen Perspektive der beiden Bilder einen räumlichen Effekt. Der Konvergenzpunkt des Camcorders, also der Schnittpunkt der beiden Bilder, liegt bei 1,5 Metern vor der Linse. Alles was näher am Camcorder ist, hebt sich später vom Bildschirm ab. Objekte, die weiter weg sind, staffeln sich in der Tiefe des Raumes. Das Bild wirkt plastisch. Panasonic verspricht 3D-Aufnahmen im Entfernungsbereich von einem Meter bis unendlich.
Flach und wenig plastisch
Soweit die Theorie. In der Praxis fehlt es den Bildern an Tiefe. Die Stiftung Warentest hats ausprobiert. Die Tester filmten verschiedene Szenen. Drinnen und draußen. Nah dran und weit weg. Die Tester berücksichtigten dabei die Tipps von Panasonic. Ohne Erfolg. Ergebnis: Die 3D-Bilder des Panasonic HDC-SDT750 wirken flach und wenig plastisch. Vor allem im Fernbereich, bei Landschaftsaufnahmen und Gruppen.
Fujifilm plastischer
Als Referenz diente im Test die 3D-Kamera von Fujifilm, FinePix REAL 3D W3. Nachfolger der ersten 3D-Kamera von Fujifilm. Die Digitalkamera nimmt auch dreidimensionale Videos auf. Hier funktioniert der 3D-Effekt ohne Brille. Im direkten Vergleich sogar besser als beim 3D-Camcorder von Panasonic. Die Videos der Fujifilm wirken viel plastischer. Ein Grund: Ihre breite Stereobasis. Zwischen dem linken und rechten Bild liegen bei der 3D-Kamera von Fujifilm 75 Millimeter. Beim 3D-Camcorder von Panasonic sind es, wie gesagt, nur 14 Millimeter.
Viel Aufwand für wenig Nutzen
Der Camcorder von Panasonic punktet dagegen bei der Auflösung. Seine Videos sind detailreicher als die der 3D-Kamera von Fujifilm. Räumlich aber, wirken die Videos von Panasonic kaum. Fazit der Tester: Viel Aufwand für wenig Nutzen. Wer das atemberaubende Bergpanorama im Urlaub in 3D festhalten will, muss zunächst die Vorsatzlinse montieren und den Camcorder kalibrieren. Minuten vergehen. Das Ergebnis enttäuscht: Das Panorama wirkt flach.
Fesseln für kreative Videofilmer

Schlimmer noch: Die Vorsatzlinse bringt ein paar Nachteile mit. Der Camcorder ist jetzt nicht mehr handlich. Ein Stativ muss her. Aufnahmen aus der Hand wirken oft unruhig und wackelig. Im 3D-Betrieb arbeitet der Camcorder mit einer Festbrennweite von 58 mm. Das Zoom fällt aus. Auch Fokus, Verschlusszeit und Blende lassen sich bei 3D-Aufnahmen nicht mehr manuell steuern. Die Tonaufnahme in Dolby-Surround mit fünf Mikrofonen funktioniert ebenfalls nur bei 2D. Standbilder und Fotos in 3D liefert der Camcorder von Panasonic nicht. Viele Fesseln für kreative Videofilmer.
Für alle Fernseher
Die Wiedergabe von 3D-Aufnahmen ist einigermaßen unkompliziert. Sie funktioniert im Prinzip mit allen 3D-Fernsehern und der dazugehörigen Brille. Als Abspielgerät dient der 3D-Camcorder selbst oder ein 3D-tauglicher Festplattenrekorder mit Kartenleser. Die Verbindung von Camcorder und Fernseher erfolgt über ein HDMI-Minikabel. 3D-Fernseher erkennen das 3D-Signal des Camcorders meist automatisch. Wenn nicht, lassen sie sich manuell auf 3D-Betrieb umschalten. Auch die Wiedergabe auf 2D-Fernsehern funktioniert. Ohne räumliche Wirkung natürlich.
Die Geschwister sind gut
Alles in allem ist der Panasonic HDC-SDT750 ein hochwertiger HD-Camcorder mit vielen Funktionen. Er ähnelt seinen Geschwistern Panasonic HDC-TM700 und Panasonic HDC-HS700. Diese beiden Camcorder hat die Stiftung Warentest ausführlich getestet. Ergebnis: Es sind gute HD-Camcorder mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten für anspruchsvolle Videofilmer. Ohne 3D-Funktion, aber mit nützlichen Details.
Zusätzlich mit Speicher
Der Panasonic HDC-TM700 speichert Videos wahlweise auf Speicherkarte oder intern im Festspeicher. Kapazität: 32 Gigabyte.
Der Panasonic HDC-HS700 schreibt die Videos auf seine Festplatte. Kapazität: 240 Gigabyte. Die Aufzeichnung auf Speicherkarte ist ebenfalls möglich.
Der 3D-Camcorder Panasonic HDC-SDT750 funktioniert nur mit Speicherkarte. Gute Videos liefern alle drei. Allerdings nur in 2D. Details im Produktfinder Camcorder.
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Stereo-Fotografie ist fast so alt wie die Fotografie selbst. Stereo-Vorsätze für Spiegelreflexkameras gibt es seit mindestens 60 Jahren. Der Exakta Stereovorsatz von Zeiss-Jena mit 65 mm Basis war für Aufnahmeabstände von 2 m bis Unendlich bestimmt. Ein weiteres Modell mit 12 mm Basis für 0,15 m bis 2 m bzw. für Makroaufnahmen. Alles ist im Internet zu finden.
Im Lichte eigener Erfahrungen und der historischen Technik würde ich eine Kamera mit 15 mm Basis nicht kaufen.
Ich finde es gut, wenn die betroffene Firma Stellung nimmt - insbesondere da dies offen geschieht.
Vor 30 Jahren habe ich Stand-Stereo-Dias mit einer normalen Spiegelreflexkamera aus der Hand gemacht, natürlich nur von unbewegten Objekten, durchaus aber auch von Personen, wenn diese ganz still gehalten haben.
Naheliegend war, mit verschiedenen Basisweiten zu experimentieren: Je größer, desto eindrucksvoller der Effekt - insbesondere in der Ferne. Reale Landschaften wurden optisch zu Spielzeuglandschaften, wenn der Basisabstand 1...20 m betrug. Nicht nur eine Spielerei sondern zusätzliche Information: Eine Tiefenstaffelung können die eigenen Augen im Kilometerabstand nicht auflösen. Als Grenze habe ich seinerzeit ermittelt, dass das der Basisabstand 1/100 des nächstgelegenen Objekts nicht überschreiten soll, wenn man dieses Objekt im Kopf noch zusammenbringen will.
Die SDT750 ist so abgestimmt, dass sie für Familienaufnahmen und Entfernungen von 1-4m gut geeignet ist und dabei keine fehlerhaften Bilder erzeugt. Landschaften und Bergschluchten sind (ohne Objekte im Nahbereich) dagegen eher ungeeignet. Im Grunde gibt es keine Kamera, die beides perfekt kann, man wählt immer einen Kompromiss. Bei Kinoproduktionen (die im übrigen häufig mit einer Stereobasis von 5-20mm und nicht mit Augenabstand 60-65mm erstellt werden) werden daher Stereobasis und Konvergenzpunkt je nach Szene und Einstellung verändert. Dafür gibt es an den Filmsets entsprechend ausgebildete Leute, die sich um nichts anderes kümmern. Für Consumer wäre der Aufwand jedoch zu groß.
Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass das Einsteller der Linse nur beim allerersten Mal ein paar Minuten in Anspruch nimmt, danach aber in gut 30 Sekunden zu machen ist.
Panasonic Produktmarketing
Zentrale Parameter für 3D sind Konvergenzpunkt (1,5m bei SDT750) und Stereobasis (15mm bei SDT750). Beides ist mit Bedacht so gewählt worden, um 3D-Einsteigern das Filmen leicht zu machen und Fehler, die bei 3D-Aufnahmen schnell auftreten können, zu vermeiden. Denn Fehler in der 3D-Darstellung können beim Betrachter zu Unwohlsein führen.
Wir haben die Stereobasis bewusst so gewählt, um eine für Consumer möglichst sichere Einstellung zu haben. Hätten wir diese auf 60mm, wie bei unserem Profi-Gerät 3DA1, gesetzt, so hätten wir grundsätzlich eine größere Tiefe ins Bild bekommen. Allerdings hätte das auch dazu geführt, dass viele Nahaufnahmen, die gerade für Familien wichtig sind, nicht so einfach möglich sind. Denn bei großer Stereobasis, in Verbindung mit einem nah liegenden Konvergenzpunkt, bekommt man schnell Probleme und Bildfehler im Hintergrund. Für einen 3D-Einsteiger ist das schwer zu kontrollieren, kann aber beim Betrachter zu Kopfschmerzen führen. Dies gilt es zu vermeiden.
Ich wurde schon im Kino von "3D" enttäuscht: Der Horizont und die Wolken in "Avatar" befanden sich für mich gerade mal gefühlte zwei Meter hinter der Leinwand. 3D wird wohl bei einer lustigen Davor/Dahinter-Spielerei ohne unendliche Weiten bleiben.
Mir wäre lieber, es würde stattdessen in flüssige, hochaufgelöste Bewegungen investiert. Unter 24p verkommt jede Action-Szene in ein nervig unübersichtliches, ruckeliges Daumenkino. So auch im Kino bei "Avatar". Echtes 50p ist doch schon mal etwas, das bei Bewegungen wenigstens nicht schlechter als das gute alte PAL ist.
Der 14mm-Augenabstand von Panasonic bestätigt meine Einschätzung: Alles nur Spielerei.