Umwelt schonen, Heizkosten senken und weniger abhängig sein von Gas und Öl – das erhoffen sich die Besitzer thermischer Solaranlagen. Doch wie sieht’s in der Praxis aus? Die Energieberater der Verbraucherzentralen kontrollierten mehr als 1 800 Anlagen in Privathaushalten. Ergebnis: Oft funktioniert die Technik nicht optimal, manchmal gar nicht – und die Besitzer wissen es nicht. test.de gibt Tipps.
7 Prozent praktisch funktionslos: Selbsttest für Warmduscher
Rund 7 Prozent der durch die Energieberater untersuchten Solaranlagen lieferten keinen oder fast keinen Ertrag. Bei diesen Anlagen wurden im Solarkreislauf nicht einmal 40 Grad Celsius erreicht. Das ist viel zu wenig. Eine mögliche Ursache sind große Luftblasen im Solarkreislauf. Da in diesen Fällen automatisch die Nachheizung mit Gas oder Öl einspringt, bemerken die Bewohner den Ausfall der Solartechnik oft gar nicht.
Tipp: Kontrollieren Sie Ihre Solaranlage einfach selbst, indem Sie zum Beispiel im Sommer vorübergehend die Nachheizung durch den Heizkessel außer Betrieb setzen. Bleibt es unter der Dusche angenehm warm, ist alles in Ordnung. Falls nicht, sollten Sie den Installateur rufen.
Leitungen besser dämmen
Fehlt bei den Armaturen, Rohrleitungen oder gar am Wärmespeicher die Dämmung, sind die Wärmeverluste oft erheblich. Die Energieberater der Verbraucherzentralen stellten bei ihren Kontrollen in den Privathaushalten fest, dass 41 Prozent der Anlagen lückenhaft gedämmt waren. Manchmal fehlte der Wärmeschutz an einzelnen Rohren sogar komplett.
Tipp: Ob die Dämmung bei Ihrer Anlage vollständig ist, können Sie einfach überprüfen. Tasten Sie mit der bloßen Hand vorsichtig Leitungen oder Verschraubungen ab – möglichst an sonnigen Tagen, an denen die Rohre so richtig heiß werden. Sind diese schlecht gedämmt, spüren Sie das schmerzhaft. Falls die Gewährleistungsfrist abgelaufen ist, können handwerklich geschickte Laien die Rohre im Heizungskeller auch selbst gegen Wärmeverluste schützen. Das Zubehör dafür ist in Baumärkten für wenig Geld erhältlich.
Von Experten warten lassen
Ein Grund für die relativ vielen nicht oder schlecht funktionierenden Solaranlagen ist nach Einschätzung der Energieexperten der Verbraucherzentralen die recht geringe Zahl abgeschlossener Wartungsverträge. Nur jeder dritte Betreiber hatte einem Installateur einen solchen Auftrag erteilt. Bei regelmäßiger Wartung könnten Störungen frühzeitiger behoben werden – oder treten im Idealfall gar nicht erst auf.
Wärmemengen automatisch zählen
Die Energieberater empfehlen den Einbau von Wärmemengenzählern, um den solaren Ernteertrag einfach kontrollieren zu können. Diese messen die gewonnene Energie in Kilowattstunden. Das wichtige Anlagenbauteil dient auch der Funktionskontrolle. Wirft der Besitzer regelmäßig einen Blick darauf, lassen sich eventuelle Störungen frühzeitig erkennen. Von den untersuchten thermischen Solaranlagen war jedoch weniger als ein Drittel mit Wärmemengenzählern ausgestattet.
Tipp: Beim Kauf von Neuanlagen möglichst auf Wärmemengenzähler achten. Bei bestehenden Anlagen kommt die Nachrüstung vor allem dann in Frage, wenn an der Anlage ohnehin irgendwelche Arbeiten durchgeführt werden müssen – zum Beispiel im Zuge des Einbaus einer stromsparenden effizienten Pumpe.
Mangelnde Dokumentation
Weiterer Kritikpunkt der Energieexperten: Mehr als jedem zweiten Betreiber fehlten Bedienungsanleitungen oder andere wichtige Unterlagen. So konnten sie die Funktion und wichtige Betriebsparameter wie die Ein- und Ausschalttemperaturen oder den Anlagendruck kaum kontrollieren.
Tipp: Falls Ihnen wichtige Unterlagen fehlen, sollten Sie den Installateur der Anlage kontaktieren.
Solarwärme-Check – ein günstiges Angebot
Die Energieberater der Verbraucherzentralen bieten ihre Solarwärme-Checks weiterhin an. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die Untersuchungen. Für die Solaranlagenbesitzer kostet der Vor-Ort-Service so nur 40 Euro. Infos zum Angebot gibts bei der Energieberatung der Verbraucherzentralen. Nach Ihrer Anmeldung wird Sie der Berater kontaktieren, um einen Termin zu vereinbaren. Über Möglichkeiten, die Sonnenenergie optimal zu nutzen informiert unser Special Solaranlage: So nutzen Sie die Sonne am besten.
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@WB1450: Das von Ihnen angeführte andere Heizungssystem ist zwar möglich, benötigt allerdings deutlich mehr Investitionskosten. Heute üblicher Standard im Einfamilienhaus ist ein Gas- oder Öl-Brennwertkessel, kombiniert mit einer thermischen Solaranlage. Vorteile der thermischen Solaranlage sind u.a. ihre geringen Kosten und ihr niedriger Flächenbedarf auf dem Dach (z.B. 2 Kollektoren zur Trinkwassererwärmung, ca. 5 m²). Falls die Gebäudehülle bereits modernisiert wurde (Wärmedämmung, Fenster), falls genügend Platz auf dem Dach für eine Photovoltaikanlage vorhanden ist und falls man bereit ist, mehr als 20.000 Euro zu investieren, kann man mit dem von Ihnen genannten Vorschlag eine noch deutlich umweltschonendere Heizungsanlage realisieren. Batteriespeicher erhöhen die Investitionskosten nochmals, leider ohne die Umwelt in der Gesamtbilanz zu entlasten. Unsere Meldung bezieht sich auf bereits vorhandene thermische Solaranlagen, zu denen die Energieberater der Verbraucherzentralen preiswerte Solarwärme-Checks anbieten. (Se)
werden meist nur noch verbaut weil es der Gesetzgeber zu Öl und Gas vorgibt oder ein Verkäufer an die Groschen des Bauherrn will. Die Kombination PV & WP kann für`s Warmwasser und die Heizung
wesentlich mehr, der erzeugte Strom findet im gesamten Haus bis zur Ladung des E-Pkws Verwendung, der Überschuss kann bei einer vorhandenen Batterieanlage eingespeichert oder verkauft werden